Kleiner Gleißkäfer (Trachys minuta)

[98] Man findet bei uns auf den Blättern der Wollweiden nicht selten ein kleines plattes, fast dreieckiges Thierchen, stark glänzend und braun von Farbe mit einigen weißen Zackenbinden, welche durch Behaarung entstehen; es erinnert in seiner Erscheinung an die früher bereits erwähnten Anthrenen, ist aber ein der eben besprochenen Gattung sehr nahe verwandter Prachtkäfer, der kleine Gleißkäfer (Trachys minuta). Afrika, Madagaskar und Ostindien ernähren noch [98] einige Arten, die meisten leben jedoch in Europa. Das merkwürdigste an ihnen und an noch zwei zugehörigen Gattungen (Brachys und Aphanisticus) ist die Lebensart der Larven, welche sich nicht im Holze aufhalten, sondern Blätter fressen. Man weiß von der Entwickelung des kleinen Gleißkäfers, daß das überwinterte Weibchen im Mai seine Eier an die Rückseite der Blätter von der Ackerwinde (Convolvulus arvensis) legt, und zwar an die Rippen. Die Larve beißt durch die Oberhaut des Blattes, das Fleisch desselben fressend. Ohne Gänge zu miniren, höhlt sie innerhalb vier bis fünf Wochen, während welcher Zeit sie sich dreimal häutet, das halbe Blatt aus und wird nach vierzehntägiger Puppenruhe zum Käfer.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 98-99.
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