Hausbock (Hylotrupes bajulus)

[170] Mehrere Bockkäfer leben als Larven in altem Holzwerke unserer Häuser, und begegnen uns daher auch hier dann und wann die fertigen Käfer, zumal in älteren, holzreichen Gebäuden, ohne daß man sich Rechenschaft darüber geben kann, wo dergleichen Erscheinungen herkommen. Am häufigsten dürfte dies von einer Art gelten, welche man darum den Hausbock (Hylotrupes bajulus, Fig. 2 und 3, S. 171) genannt hat, ein kurzbeiniger, breitgedrückter und schmaler Käfer, welcher sich durch seine kurzen, fadenförmigen Fühler, das scheibenartige Halsschild, durch ein bogig ausgerandetes Mittelbrustbein und im weiblichen Geschlechte durch eine lang vorgestreckte kegelförmige Legröhre auszeichnet. Der Körper ist pechschwarz oder braun gefärbt und mit einem greisen Haarkleide überzogen, besonders auf dem Halsschilde, wo einige Unebenheiten dunkler hervortreten und unter Umständen eine gesichtsähnliche Zeichnung sehen lassen. Die Größe schwankt auffällig zwischen 6,5 und 19,5 Millimeter. Wenn dieser Käfer, manchmal noch mit dem Bohrmehle aus seinem [170] Schlupfloche bedeckt, zum Vorscheine gekommen ist, so scheint er sich über seine Umgebung zu wundern; denn eiligen Laufes, soweit seine kurzen Beine einen solchen gestatten, sucht er zu entweichen, ohne zu wissen wohin, und zeigt stets ein gewisses Behagen, wenn er ein geöffnetes Fenster erreicht hat. Das Weibchen fährt mit seiner langen Legröhre in die Risse alten Holzwerkes jeglicher Art, und sehen wir Pfosten, Zaunpfähle, Fensterbekleidungen und anderes mit größeren Bohrlöchern besetzt, so können wir mit ziemlicher Sicherheit mindestens auf die Mitwirkung des Hausbockes rechnen. Seine Larve bewohnte vor Zeiten die Seitenwände und den dünnen Boden eines Insektenkastens, der, außer Gebrauch, vorher mehrere Jahre auf dem Boden gestanden und nun seiner ursprünglichen Bestimmung wiedergegeben wurde.


1 Großer Halbdeck-Bockkäfer (Necydalis major). 2, 3 Hausbock (Hylotrupes bajulus) in sehr verschiedenen Größen auf Fraßstellen seiner Larve. 4 Veränderlicher Scheibenbockkäfer (Callidium variabile) auf gleicher Stelle. 5 Blauer Scheibenkäfer (Callidium violaceum). 6 Gemeiner Widderkäfer (Clytus arietis). 7 Kreuztragender Erdbock (Dorcadion crux). Alle in natürlicher Größe.
1 Großer Halbdeck-Bockkäfer (Necydalis major). 2, 3 Hausbock (Hylotrupes bajulus) in sehr verschiedenen Größen auf Fraßstellen seiner Larve. 4 Veränderlicher Scheibenbockkäfer (Callidium variabile) auf gleicher Stelle. 5 Blauer Scheibenkäfer (Callidium violaceum). 6 Gemeiner Widderkäfer (Clytus arietis). 7 Kreuztragender Erdbock (Dorcadion crux). Alle in natürlicher Größe.

Das Schrapen der fressenden Larve und hier und da ausgeworfenes Bohrmehl verriethen die Gegenwart, die stellenweise zu Tage tretenden Gänge führten schließlich zum Sitze der Larve, welche selbst im sehr dünnen Holze die Außenwände meist zu schonen verstanden hatte. Sie ist vorn etwas plattgedrückt, ohne Zeichnungen und Eindrücke auf den Gliedern, und vollkommen fußlos.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 170-171.
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