Aspenbock (Saperda populnea)

[175] Der Aspenbock (Saperda populnea, Fig. 5) ist merklich kleiner (10 bis 12 Millimeter), durch filzige Behaarung grünlich- oder gelblichgrau, auf dem Halsschilde mit drei gelben Längslinien, auf jeder Decke mit einer Längsreihe gelber Fleckchen gezeichnet und an den Fühlern gleichfalls dunkler geringelt. Im Mai und Juni zeigt er sich auf den Blättern der Zitterpappel und ist entschieden lebhafter als sein größerer Vetter, fliegt bei Sonnenschein umher und läßt sich herabfallen, wenn man nicht mit der gehörigen Vorsicht bei seiner Abnahme von den Blättern zu Werke geht. Er gehört entschieden zu den Tagböcken, man findet daher auch die vereinigten Pärchen, das Männchen auf dem etwas größeren Weibchen sitzend, auf den Blättern oder an den Stengeln seiner Futterpflanze und kann sicher darauf rechnen, daß derselbe Busch oder dasselbe Bäumchen, dessen Blätter [175] er bewohnt, hier und da im Holztheile eine knotige Anschwellung mit einem schwarzen Flugloche sehen läßt. Aus letzterem kam der Käfer hervor und innerhalb des Knotens frißt die erwachsene Larve und ruht die Puppe. Die Stelle, an welcher die Larve etwa im Juli unter die Rinde eindringt, stellt kreisförmige Wülste dar. Im ersten Sommer hält sie sich unter der Rinde auf, nach der Ueberwinterung geht sie in der Markröhre in die Höhe, so daß das Innere eines bewohnten Stämmchens oder Aestchens von schwarzen Röhren in der Längsrichtung durchsetzt ist, in deren Folge der Ast meist abstirbt, weil in der Regel eine größere Menge von Larven Wohnung in ihm genommen hat. Wegen der untergeordneten Bedeutung der Aspen für den Forst, werden die Wirkungen dieser Larve weniger empfindlich als die der vorigen, für das Aspenbüschchen als solchen treten sie aber entschieden verderblicher auf.

Die Walzenböcke breiten sich hauptsächlich über Europa und Nordamerika aus und umfassen noch eine Reihe zierlicher und weit schmächtigerer Formen, deren viele im Larvenstande auch andere als Holzgewächse bewohnen. Ihnen eng und in der Körpertracht nicht unterscheidbar schließt sich die Lacordaire'sche letzte Sippe der Phytoecidae an, von voriger nur durch die Klauenbildung unterschieden.


Vergrößerte Larve des Aspenbockes.
Vergrößerte Larve des Aspenbockes.

Während nämlich bei allen bisher besprochenen und ihnen sonst noch angehörenden Spitzböcken die Fußklauen einfach sind und entweder gleich von ihrer Wurzel an einen rechten Winkel mit dem Klauengliede bilden, so daß beide zusammen an ihrem Innenrande einen Halbkreis darstellen, welcher unter einem rechten Winkel dem Klauengliede als dessen Stiel angefügt ist, oder an der Wurzel nebeneinander stehen und sich allmählich voneinander entfernen, haben sie hier die zuerst erörterte Lage; jede Klaue trägt aber an ihrer Wurzel ein Anhängsel und erscheint hier gelappt oder gespalten, je nachdem der Anhang breit und stumpf oder spitz und mit der Kralle in gleicher Richtung noch ein Stück fortgesetzt ist.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 175-176.
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