IV, 6. [302.] An Agni.

[114] Zu Vers 3 vgl. S. 9; die zehn Schwestern in Vers 8 sind die Finger.


1. Steh aufrecht nun, du unsres Opfers Priester,

beim Gottesdienst, der du am besten opferst,

Denn du beherrschst, o Agni, jede Andacht

und förderst recht des Ordners Festgebete.

2. In Häuser ward gesetzt der treue Priester,

der muntre, weise Agni bei den Festen;

Wie Savitar liess er den Lichtglanz steigen;

er stützt mit Rauch den Himmel wie ein Zimm'rer.

3. Gereicht ist schon der heisse Butterlöffel,

nach rechts läuft um des Gottesdienst's Vollender;

Hoch ragt die Säule, wie ein neues Banner,

sie salbt das Vieh schön träufelnd, schön errichtet.

4. Bei fert'ger Streu und bei entflammtem Feuer

stand aufrecht da erfreut der Opferdiener;

Umher geht Agni dreimal wie ein Viehhirt,

von Alters her als Priester auserwählet.[114]

5. Es geht umher in schnellem Lauf der Priester,

der muntre, heil'ge Agni, lieblich redend,

Wie Rosse laufen seine hellen Flammen,

in Furcht sind alle Wesen, wenn er aufstrahlt.

6. Erfreuend ist dein Anblick, schöner Agni,

und angenehm des hehren, mannichfalt'gen;

Denn auch durch Dunkel hemmt man deinen Glanz nicht,

noch wirft auf dich Verfinst'rung einen Flecken.

7. Dess Mutterleib nicht die Geburt versagte,

noch beide Aeltern, da sie sein begehrten;

Er strahlte flammend wie ein Freund dann, Agni,

schön hingesetzet in der Menschen Häusern.

8. Den zweimal fünf im Haus vereinte Schwestern

erzeugten, Agni, in der Menschen Häusern,

Den früh erwachten, hellen, schön von Antlitz,

den Flammenzahn, der scharf ist, gleich dem Beile.

9. Hier deine Rosse, Agni, buttertriefend,

die flammenden, die eilend grade ausgehn,

Die rothen Stiere, deren Glieder straff sind,

die wunderbaren luden ein die Götter.

10. Ja diese deine Strahlen, welche siegreich

und rastlos wandern, ungestüm, o Agni,

Wie Adler fliegend ferne hin zum Ziele,

mit lautem Rauschen wie die Marutscharen.

11.85 Vollbracht ist dir, entzündeter, die Andacht,

der Spruch gesprochen, spende nun dem Opfrer;

Den Priester Agni setzten ein die Menschen,

verehrend, heischend, ihn, den Preis der Menschen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 114-115.
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