VII, 78. [594.] An die Morgenröthe.

[361] 1. Der Morgenröthe erste Strahlen leuchten,

erhoben breiten aus sich ihre Lichter;

Zu uns gewandt mit hohem, lichtem Wagen,

o Morgenröthe, bringe schönes Gut uns.

2. Entgegen rauscht ihr das entflammte Feuer,

die Sänger auch, sie grüssend mit Gebeten;

Die Morgenröthe kommt mit ihrem Lichte,

die Göttin, scheuchend alles Leid und Dunkel.

3. Schon zeigten östlich sich die Morgenröthen,

den Lichtschein hier verbreitend, weithin strahlend,

Sie liess erstehen Sonne, Opfer, Feuer,

weit ging hinweg das grauenvolle Dunkel.

4. Erschienen ist des Himmels reiche Tochter,

und alle schau'n die helle Morgenröthe;

Auf den von selbst geschirrten Wagen stieg sie,

den schön gejochte Rosse zu uns fahren.[361]

5. Dich haben heut erweckt mit frommem Sinne

die Opferherren und auch wir, die Sänger,

Erweist euch fruchtbar, helle Morgenröthen.

Ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 361-362.
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