VIII, 3. [623.] Lied der Prijamedha's (Kanva's) an Indra.

[391] Praskanva (in Vers 9) ist ein Nachkomme des Kanva, die Jati's sind ein altes, neben den Bhrigu's genanntes Geschlecht. Die in Vers 12 genannten Schützlinge Indra's werden auch im folgenden Liede erwähnt. Die in Vers 19 genannten Dämonen sind die, welche den Regen verschliessen.


1. O Indra, trink den saft'gen Trank,

berausch am milchgemischten dich;

Sei uns zum Heil, Genosse bei dem Opferschmaus,

es fördre deine Einsicht uns.

2. In deiner Gnade seien reichgesegnet wir,

nicht wirf uns dem Verfolger hin;

Mit mannichfacher Hülfeleistung fördre uns,

und nimm uns auf in deine Gunst.


3. Und diese meine Lieder lass,

o reicher Herr, dich kräftigen;

Die flammenfarb'gen, strahlenden, begeisterten,

sie rauschten preisend zu dir hin.[391]

4. Zu grosser Kraft von tausend Sängern angeregt,

hat er sich wie ein Meer gedehnt,

Gerühmt wird seine wahre Grösse und Gewalt

beim Opfer in der Sänger Kreis.


5. Zur Feier rufen Indra wir,

den Indra in des Fests Verlauf,

Den Indra voll Verlangen in dem Schlachtgewühl,

den Indra, Beute zu empfahn.

6. Zur Kraft hat Indra Erd' und Himmel ausgedehnt

und Indra hat die Sonn' erhellt;

Allein zu Indra streben alle Wesen hin,

zu Indra der gepresste Saft.


7. Mit Lobgesängen rauschen dir

die Menschen zu beim ersten Trunk;

Im Chore singt die Ribhuschar dem ewigen,

die Rudraschar verherrlicht ihn.

8. In dieses Saftes kräft'gem Rausch hat Indra recht

gestärket seine Manneskraft;

Drum preisen heute alle Menschen seine Macht,

ihn lobend wie in alter Zeit.


9. Dich bitt' ich um die Heldenkraft,

um die Begeisterung zuerst,

Mit der du einst den Jati's, als der Kampf entbrannt,

dem Bhrigu, dem Praskanva halfst.

10. Die Manneskraft, mit der du, Indra, in das Meer

der Wasser Schwall ergossen hast,

Erreichet niemand, noch auch dessen Grösse je,

dem Wasserflut entgegenrauscht.


11. Sei hold uns, Indra, wenn ich dich

um Reichthum bitt' und Heldenkraft,

Verhilf zu Labung dem, der sie zuerst begehrt,

sei hold dem Loblied, ewiger.

12. Sei hold, o Indra, wie du einst dem Paura halfst,

den Bitten des Begehrenden,

Sei hold, wie du dem Ruçama, dem Çjāvaka,

dem Svarnara und Kripa halfst.


13. Welch neues Lob soll bringen ihm

der schnelle Mensch im Bettlerschwarm?

Denn nie ermessen seine Indragrösse die,

die preisen seinen Himmelsglanz.[392]

14. Wie preisen doch die Sänger recht die Götterschar?

welch' Liederdichter ist genehm?

Wann, mächt'ger Indra, kommst du auf des Priesters Ruf?

und auf den Ruf des preisenden?


15. Es dringen diese lieblichsten

Gesäng' und Lieder nun hervor,

Wie siegsgewohnte Wagen, Reichthum schaffende

stets helfende, erbeutende.

16.387 Den Bhrigus gleich erreichten jeden Herzenswunsch

die Kanva's, Sonnenstrahlen gleich,

Den Indra preisend mit Gesängen eifervoll,

singt laut der Prijamedha's Schar.


17. So schirre, Vritratödtendster

von Ferne dir die Füchse an,

Komm, starker Indra, mächtiger, zum Somatrunk,

mit den erhabnen Göttern her.

18. Denn diese Sänger jauchzten dir mit Andacht zu,

die Priester zu dem Opfermahl;

Drum liederfreuter, reicher Indra, höre du

wie ein Geliebter unsern Ruf.


19. Den Vritra stiessest, Indra, du,

herab von hoher Wolkenburg;

Des Arbuda, des ränkevollen Mrigaja,

des Berges Kühe raubtest du.

20. Es leuchteten die Feuer auf, der Sonne Glanz,

der Somasaft, des Indra Trank;

Du bliesest weg die grosse Schlange aus der Luft,

dies Manneswerk hast du vollbracht.

(21-24. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 391-393.
Lizenz:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon