1. Der Edle als Vorbild

[183] Der Meister hat gesagt: »Ich will heimkehren! Der Edle ist im geheimen offenbar; ohne sich anzustrengen, ist er stark; ohne streng zu sein, flößt er Scheu ein; ohne zu reden, findet er Glauben.«

Der Meister sprach: »Der Edle tut vor den anderen keinen falschen Schritt, er zeigt vor den anderen keine falsche Miene, er redet vor den anderen kein falsches Wort. Darum erweckt das Auftreten des Edlen Scheu, seine Mienen erwecken Furcht, seine Worte finden Glauben ...«

Der Meister sprach: »Man darf nicht das Obergewand und das Untergewand verwechseln (d.h. Inneres und Äußeres müssen übereinstimmen), wenn man will, daß die Leute sich nichts gegen einen herausnehmen.«

Der Meister sprach: »Das Opfer verlangt die höchste Sorgfalt; man soll am Schluß sich nicht der Lustigkeit überlassen. Die Audienzen erfordern höchste geistige Anstrengung; man soll am Schluß sich nicht in Müdigkeit gehen lassen.«

Der Meister sprach: »Der Edle ist vorsichtig, so daß er dem Unglück vorbeugt; er ist fest gegründet, so daß er keinen Überraschungen zum Opfer fällt; er ist sorgfältig, so daß er sich Beschämung fernhält.«

Der Meister sprach: »Der Edle ist strebend bemüht und sorgfältig und gewinnt dadurch von Tag zu Tag an Kraft. Durch Bequemlichkeit und Sicherheit wird man von Tag zu[183] Tag schwächer. Der Edle läßt keinen Tag vergehen, an dem er sich gehen lassen würde wie die, die ihre Tage nicht vollenden.«

Der Meister sprach: »Man fastet und reinigt sich, wenn man den Göttern dienen will; man wählt Tag und Monat aus, wenn man vor seinen Fürsten treten will. Das geschieht, damit die Menschen nicht unehrerbietig werden.«

Der Meister sprach: »Es gibt Menschen, die sind frech und rücksichtslos, so daß sie sich in Lebensgefahr bringen, und scheuen sich doch vor nichts.«

Der Meister sprach: »Man bewirtet niemand ohne höfliche Worte, man besucht niemand ohne Einführungsgeschenk. Das geschieht, damit die Menschen nicht rücksichtslos gegeneinander werden ...«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 183-184.
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