5. Die Ehrfurcht vor Gattin, Söhnen und der eigenen Person

[231] Meister Kung fuhr fort zu reden und sprach: »Vor alters übten die erleuchteten Könige der drei ersten Herrscherhäuser die Regierung also aus, daß sie ihre Gattin und Söhne ehrten. Das hatte seinen guten Grund. Die Gattin ist es, die die (Geister der) Eltern (beim Opfer) bewirtet; ist sie nicht der Ehrfurcht würdig? Die Söhne sind es, die der Eltern Nachkommen sind; sind sie nicht der Ehrfurcht würdig? Der Edle kennt nichts, vor dem er nicht Ehrfurcht empfände, aber die Ehrfurcht vor der eigenen Person ist am wichtigsten. Die eigene Person ist ein Zweig der Eltern; ist sie nicht der Ehrfurcht würdig? Wer seine Person nicht mit Ehrfurcht zu behandeln vermag, der schädigt seine Eltern. Die Eltern schädigen heißt die eigene Wurzel schädigen. Wenn die Wurzel geschädigt wird, so müssen die Zweige mit ihr zugrunde gehen. Diese drei Dinge sind ein Vorbild für das Volk. In seiner Person erreicht der Fürst die Personen (aller seiner Untertanen), in seinen Söhnen ihre Söhne, in seiner Gefährtin ihre Gefährtinnen. Ein Edler, der diese dreifache Ehrfurcht ausübt, gewinnt die ganze Erde. Das ist der Weg des Großen Königs1. Auf diese Weise kommen Staat und Familie zum Fortschritt.«

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Der Große König »Da Wang« ist ein Ahn des Geschlechtes der Dschou, der durch das Beispiel in seiner Familie sein Volk zum Familienleben erzog.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 231.
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