5. Die eigene Person als Grundlage

[235] So tritt der Edle gelassen ins Amt. Wenn er nicht ordnet, so kommt Verwirrung; kommt Verwirrung, so entsteht Streit, und der Streit führt zu neuen Verwirrungen.

Wenn man aber weitherzig und milde ist und das Volk zu nehmen weiß, wenn man es liebt und ihm zugetan ist und es dadurch gefügig macht, so findet das Volk von selbst sich zurecht.

Selber handeln ist der Anfang der Regierung; den guten Willen zu regeln ist der Weg, um die Gefühle der Menschen zu ordnen. Eine gute Regierung ist in ihren Handlungen leicht, darum grollt das Volk nicht. Wenn die Worte den guten Willen regeln, so kritisiert das Volk nicht die Gesetze.

Wenn die Gütigkeit in der eigenen Person wurzelt, so macht das Volk einen berühmt und macht es einem bequem. Wenn die Quellen des Wohlstandes dürftig werden, so erhält man um so weniger, je mehr man begehrt. Eine gute Regierung ist stets einfach. Durch Nachlässigkeit schafft man Verwirrung. Gute Worte soll man immer hören, durch Geschwätz verliert man sie. Wenn Mahnungen täglich sich mehren, wird man ihrer überdrüssig und hört nicht darauf. Die Güte der Worte beruht darauf, daß man sie täglich hört; die Güte der Handlungen beruht darauf, daß man sie ausführen kann.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 235-236.
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