1. Ueber das absolute Wissen
§ 5.

[12] Zuvörderst, welches lediglich darum gesagt wird, um unsere Untersuchung zu leiten, ist durch den blossen Begriff eines absoluten Wissens so viel klar, dass dasselbe nicht das Absolute ist. Jedes zu dem Ausdrucke: das absolut gesetzte zweite Wort hebt die Absolutheit schlechthin als solche, auf, und lässt sie nur noch in der durch das hinzugesetzte Wort bezeichneten[12] Rücksicht und Relation stehen. Das Absolute ist weder Wissen, noch ist es Seyn, noch ist es Identität, noch ist es Indifferenz beider, sondern es ist durchaus bloss und lediglich das Absolute. Da wir aber in der Wissenschaftslehre, und vielleicht auch ausser derselben in allem möglichen Wissen, nie weiter kommen, denn bis auf das Wissen, so kann die Wissenschaftslehre nicht vom Absoluten, sondern sie muss vom absoluten Wissen ausgehen. Wie es denn doch zugehe, dass wir, wie wir soeben gethan, das Absolute noch über dem absoluten Wissen hinaus und als unabhängig von demselben, wenigstens denken, und das soeben Behauptete von ihm behaupten können, wird im Verfolg unserer Untersuchung sich ohne Zweifel ergeben. Vielleicht, dass das Absolute eben nur in der Verbindung, in der es aufgestellt ist, als Form des Wissens, keinesweges aber rein an und für sich, in unser Bewusstseyn eintritt.

Quelle:
Johann Gottlieb Fichtes sämmtliche Werke. Band 2, Berlin 1845/1846, S. 12-13.
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