§ 2

[34] Das Urprinzip bewegt sich, da erzeugt es Yang. Am Ziele der Bewegung (angelangt) ruht es. Es ruht, da erzeugt es Yen. Am Ziele der Ruhe (angelangt), bewegt es sich von neuem. Bald bewegt, bald ruhend, – Eins ist des Andern Ursache. Yen gesondert, Yang gesondert, so stehen die beiden Grundformen fest.


[34] Dass das Urprinzip Bewegung und Ruhe hat, ist Wirkung der himmlischen Bestimmung.

Dies besagt: bald Yen bald Yang, das nennt man die Norm.

[35] Wahrhaftigkeit ist das Fundament des heiligen Menschen, Ende und Anfang der Dinge und Norm des Schicksals.

Seine Bewegung ist das Durchdringen der Wahrhaftigkeit; [36] sie fortsetzen ist Güte: das womit alle Dinge anfangen. Seine Ruhe ist die Wiederherstellung der Wahrhaftigkeit; ihre Verwirklichung ist Natur: alle Dinge insgemein rechtfertigen ihre Natur und Bestimmung.

Am Ziele der Bewegung ruht es; am Ziele der Ruhe bewegt es sich wieder. Bald Bewegung, bald Ruhe, –[37] Eins ist des Anderen Ursache. Das Schicksal wirkt somit ohne Unterlass.

Es bewegt sich, da zeugt es Yang, es ruht, da zeugt es Yen. Yen gesondert, Yang gesondert, stehen die beiden Grundformen fest. Die Trennung ist somit, – einmal hergestellt, – unveränderlich.

Denn das Urprinzip ist das ursprüngliche Wunderbare, [38] Bewegung und Ruhe sind die Mittel, deren es sich bedient.

Das Urprinzip ist hinsichtlich der Erscheinungen oberste Norm; Yen und Yang sind hinsichtlich der Erscheinungen unterste Anlagen.

Daher wenn wir seine Offenbarungen betrachten, so [39] haben Bewegung und Ruhe nicht gleiche Zeiten, Yen und Yang nicht gleichen Standpunkt; dabei ist das Urprinzip allgegenwärtig.

Wenn wir seinen verborgenen Inhalt betrachten, so ist es dunkel und planlos; dabei ist die Vernunftmässigkeit der Bewegung und Ruhe, des Yen und Yang schon ganz enthalten in ihm.

[40] Gleichwohl, untersuchen wir es nach vorn, so sehen wir nicht sein anfängliches Vereintsein; verfolgen wir es nach hinten, so sehen wir nicht sein endliches Auseinandergehen.

Daher sagt Tschheng-tsï: ›Bewegung und Ruhe sind ohne Ursprung, Yen und Yang ohne Anfang‹. Wer, der die Norm nicht kennt, vermag dies zu erkennen?

Quelle:
Thai-kih-thu, des Tscheu-Tsi Tafel des Urprinzipes. Dresden 1876, S. 34-42.
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