decemvir

[1903] decem-vir, ī, m., gew. im Plur. decem viri, ōrum, u. ûm m. (gew. Xvir, Xviri geschr., s. Zumpt Cic. de lege agr. 2, 7, 16), eine römische Behörde von 10 Personen, die Dezemvirn, Zehner, I) decem viri legibus scribendis, eine nach Aufhebung aller Magistrate jährlich (zuerst 451 v. Chr.) gewählte oberste Staatsbehörde mit unumschränkter Macht, von der ein einzelnes Mitglied jedesmal 1 Tag die Obergewalt u. die fasces hatte, sodaß die Reihe alle 10 Tage herumkam. Ihre Aufgabe, durch Aufstellung von Gesetzen das Privat- u. Staatsrecht zu regeln, lösten die Dezemvirn zwar durch Abfassung der Zwölftafelgesetze, aber Appius Klaudius u. seine durch seinen Einfluß gewählten Kollegen machten sich durch ihr tyrannisches Verfahren so verhaßt, daß [1903] die Dezemviral-Verfassung wieder aufgehoben wurde, 449 v. Chr., s. bes. Liv. 3, 33. Cic. de rep. 2, 61 sqq. – Sing., Liv. 3, 33, 10 u.a. Cic. de rep. 2, 61. – II) decem viri sacrorum od. sacris faciundis, ein Priesterkollegium, Aufseher u. Ausleger der sibyllinischen Bücher (urspr. aus zwei, dann aus zehn [5 Patriziern u. 5 Plebeiern], seit Sulla aus fünfzehn u. unter den Kaisern sogar aus sechzig Mitgliedern bestehend), Liv. 6, 37, 12 (d. s. fac.); 6, 42, 2 (d. sacrorum); 10, 8, 2 (d. s. fac., das. auch als Besorger der apollinischen Spiele gen.) u.a. – Sing., decemvir sacrorum, Liv. 25, 2. § 1 u. 2: Xvir sacr. fac., Corp. inscr. Lat. 1, 22, 15. – III) decem viri stlitibus (= litibus) iudicandis, eine (289 v. Chr.) eingesetzte ständige Gerichtsbehörde, deren amtliche Wirksamkeit sehr in Dunkel gehüllt ist, indem wir nur so viel wissen, daß sie in Prozessen über Freiheit u. Bürgerrecht zu richten hatte, Cic. or. 156 (d. s. i.); Caecin. 97 bl. d); pro domo 78 (bl. d.): iudicium decemvirûm, Varro LL. 9, 85. – Sing., Xvir stlit. iudic., Corp. inscr. Lat. 2, 113 u. ö. – Augustus machte diese D. zu Vorstehern des Zentumviralgerichts, Suet. Aug. 36. – IV) decem viri agris metiendis dividendisque (od. in einem einzelnen Falle agro metiendo dividendoque), eine urspr. aus drei, dann aus fünf, zuletzt aus zehn Mitgliedern bestehende Behörde, die die Ausmessung u. Verteilung der dem Staate zugefallenen Ländereien an die Kolonisten zu besorgen hatte, Liv. 31, 4, 2; 43, 4, 2. Cic. agr. 1, 17 sq.; 2, 16 sqq. – Dass. XVIR A. D. A. (d.i. decemvir agris dandis assignandis), Corp. inscr. Lat. 1, 200, 77 u. 6, 1312 (a. 91 a. Chr.). – Vgl. über alle vier Arten von decem viri Kübler in Pauly-Wissowa Realenz. Bd. IV. S. 2255–2265.

Quelle:
Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Hannover 81913 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 1, Sp. 1903-1904.
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