Natur desselben.

[153] Geiz haben die, welche gierig sind nach Geld und Gütern, und sie auf alle Art zu sich zu bringen suchen. Sie begehen alle Unbarmherzigkeit und Schinderei, nur um Geld zu haben, und ihren unersättlichen Schlund zu sättigen und zu füllen. Und wenn sie es haben, so legen sie es entweder in den Kasten des Mammons und vergraben es unter der Erde, und borgen es auf Wucher und Zinnsen, oder sie dienen damit dem Bauche. Wiewohl sich manche entschuldigen wollen und sagen: »Ich gehöre nicht zu den Geizigen, dieweil kein Geld bei mir bleibt, sondern alles wieder fortgeht.« Aber siehe, du bist geizig und scharrest Geld und Gut zusammen, um Völlerei und Ueppigkeit zu treiben oder sonst deinen Lüsten zu fröhnen. Freilich andere geben nichts aus, sondern klumpen es zusammen, hungern und dursten und werden satt vom Gelde, an dem sie sich weiden und vergnügen, und welches sie mehr lieben als Gott den Herrn, der das Geld erschaffen hat.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 153.
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