Sorge für unser Auskommen.

[148] Gott nähret wohl die Menschen und speiset sie. Aber doch muß der Mensch denken, wovon er redlich lebe und sich nähre. Gleich ob wohl das Vögelein nicht säet noch erndtet und doch Speise findet, so müßte es doch des Hungers sterben, wo es nicht nach Speise flöge und suchete. Also muß der Mensch auch arbeiten und etwas thun, aber doch daneben wissen, daß ein anderer sei, der ihn nähre, nämlich göttlicher Segen, von dem doch alles zu erwarten stehet. Aber wer hat dich denn gelehret, daß du gar nicht für Brod sorgen wollest, und deine Zeit in Müßigstehen und Verderb zubringen. Warte nur, Gott wird dir wohl nichts geben, du möchtest wohl des Hungers sterben. Jedweder muß in seinem Stande und Geschäfte wirken und thun, und darauf denken, wie er sich und die Seinigen forthelfe. Nur ängstliche Sorge und Kümmerniß ist verboten und streitet wider den Glauben an Gott.[149]


Quelle:
[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 148-150.
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