Die drei Brüder.

[94] Ein reicher Vater war gestorben;

Drei Söhne hatten, was sein Fleiß erworben,

Sich gleich geteilt. Nach kurzer Zeit

Kam Krieg ins Land. Da sah man weit und breit

Brandstätten, Blutgefilde, Wüsteneien,

Und ach, zwei Brüder von den dreien

Verloren durch der Feinde Wut

In wenig Jahren Hab und Gut.


Der dritte hörte dies und sprach: »Ich will den Segen,

Den ich, seit unser Vater starb,

Durch Glück gewann, durch Fleiß erwarb,

Zu dem geerbten Drittel legen.

Ihr beide solltet elend sein?.

Ihr, meine Brüder? Ich allein

Der Glückliche? – Verarmte Brüder,

Kommt, teilt von neuem!« – Und sie teilten wieder.

Götz.
[95]

Quelle:
Adelfels, Marie von: Des Kindes Anstandsbuch. Stuttgart [1894], S. 94-96.
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