Thierweihe in Rom.

[277] Der Segen der Kirche erstreckt sich nicht bloß auf die Menschen, sondern auch auf die Hausthiere; und diese haben gleichfalls ihren eigenen Schutzheiligen, der St. Antonio Abate heißt. Das Fest desselben, welches auf den 17ten Januar fällt, ist der Ceremonie ihrer Einsegnung gewidmet. Vor der Kirche dieses Helligen, welche in der Nähe von Maria Maggiora auf dem Esquilinischen Hügel liegt, ist zu diesem Zwecke eine Kapelle befindlich, in welcher an diesem Tage ein Priester von Früh bis Abends alle Pferde, Esel, Rinder, Hunde u.s.w., die dahin gebracht werden, mit geweihtem Wasser besprengt. Bei schönem Wetter ist dies ein festlicher Tag für ganz Rom, und die Ceremonie lockt immer eine Menge Zuschauer herbei. Der Platz vor Maria Maggiora [277] gleicht dann einem Viehmarkte. Alle Vignaroli in und um Rom treiben ihre Esel herbei, die an Schweif und Ohren mit bunten Bändern festlich geschmückt sind; die Nobili fahren in ihren Staatskarossen mit prächtigem Geschirr langsam an der Kapelle vorüber; die Damen halten ihre Zottelhündchen zum Kutschenschlage heraus, und nehmen es gar nicht übel, wenn der rastlos hin und herfahrende Sprengwedel des Priesters auch sie zugleich ein wenig benetzt. Diese Einsegnung, welche die Kraft hat, im Laufe des Jahres alles Uebel von den Thieren abzuwenden, wird beim Schutzheiligen durch das Opfer einer Wachskerze vergolten.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 277-278.
Lizenz: