Januar.

[300] Am 5ten. Simeon Stylitas. Er hat 40 Jahre auf einer 40 Fuß hohen Säule, nicht weit von Antiochien, zugebracht.


Den 17ten. Antonius. Er begab sich im 20sten Jahre seines Lebens in eine ägyptische Wüste, wo er als Einsiedler ein strenges Leben führte.


Den 19ten. Blandina. Man sagt, daß sie im Jahre Christi 168 zu Lyon, in Frankreich, der Religion wegen, gemartert, und endlich mit dem Schwerdte hingerichtet worden sey.


Den 20sten. Fabianus, Sebastianus. Fabianus ist im Jahre Christi 251, unter der Regierung des Kaisers Decius, als Märtyrer gestorben. Sebastianus war ein mailändischer Kriegesoberster, unter der Regierung des Kaisers Diocletianus. Er starb den Märtyrertod, indem [300] er an einen Baum gebunden und mit Pfeilen erschossen wurde.


Den 21. Agnes. Die christliche Fabel erzählt von ihr, daß der Sohn eines heidnischen Obersten, von ihrer Schönheit bezaubert, sie zu verführen gesucht habe. Da sie allen Verführungen widerstand, so sey sie nackend in ein Hurenhaus gebracht worden, aber Gott habe auch hier ihre Unschuld beschützt. Endlich, da sie sich noch dem Willen des jungen Wollüstlings widersetzt habe, sey sie ins Feuer geworfen worden, aber die Flamme habe sie nicht verletzt. Endlich habe im Jahre Christi 303 ein Dolchstich ihrem Leben ein Ende gemacht.


Don 22sten. Vinzenz. Ein Franzose, welcher aus einem Weltmanne ein frommer Mann wurde. Er begab sich darauf in ein Kloster, wo er ein Buch gegen die Ketzer schrieb. Man erzählt von ihm, daß er lebendig auf einem Roste gebraten worden sey.


Den 24sten. Timotheus, ist der bekannte [301] Gefährte des Apostels Paulus, an welchen er zwei Briefe geschrieben. Er soll im Jahre Christi zu Ephesus, weil er die Epheser wegen ihrer eifrigen Verehrung der Diana tadelte, gesteinigt worden seyn.


Den 25sten. Pauli Bekehrung. Paulus, der vorher Saulus hieß, wurde durch eine wunderbare, von Gott veraustaltete, Erscheinung am Himmel plötzlich bekehrt, so daß er aus dem heftigsten Feinde der Religion Jesu der wärmste Vertheidiger derselben wurde. Diese Begebenheit soll sich an diesem Tage zugetragen haben.


Den 26sten. Polykarpus, Bischof zu Smirna, in Kleinasien, wurde mit einem Dolche ermordet, da das Feuer, in welches man ihn warf, wie man erzählt, ihm nicht schadete.


Den 27sten. Chrysostomus, Patriarch zu Constantinopel. Er verdient die Ehre ganz, daß mit seinem Namen im Kalender ein Tag bezeichnet wird. Er war zu Antiochien [302] gebohren, wo er alles lernte, was einen Jüngling zum künftigen großen Manne bilden kann. Er war anfänglich Presbyter zu Antiochien, und predigte mit so außerordentlichem Beifalle, daß der Kaiser ihn im Jahre Christi 397 zum Bischof in Constantinopel machte. Man mußte ihn des Nachts von Antiochien abholen, weil man am Tage einen Aufruhr des Volks befürchtete, welches seinen Presbyter außerordentlich liebte, und ihn nimmermehr hätte abreisen lassen. Er selbst, ein außerordentlich strenger Mann, der eine Zeit lang als ein Eremit ein sehr strenges Leben geführt hatte, wollte, daß alle Geistliche ein strenges, untadelhaftes Leben führen sollten. Er griff sie deswegen heftig an, schränkte sie sehr ein, und drang bei ihnen auf die strengste Disciplin. Die Geistlichen klagten und murrten. Doch würden diese Klagen wenig geholfen haben, wenn nicht endlich die wollüstige Kaiserinn Eudoria, deren Luxus und Ausschweifungen er nicht schonte, Gelegenheit gesucht und auch gefunden hätte, um den braven wiewol etwas strengen Mann aus der Residenz zu entfernen. Er ward abgesetzt und ins [303] Elend verwiesen, in welchem er ums Jahr Christi 407 starb. Chrysostomus heißt eigentlich Goldmund, und er wurde wegen seiner ausserordentlichen Gabe der Beredsamkeit so genannt.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 300-304.
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