Siebenter Brief.

[27] (An Denselben.)


Gottes reicher Segen beglücke Sie bei Durchlesung dieser Zeilen. Wie kann und werde ich meinem Gott und Heiland Jesu Christo, meinem erbarmungsvollen Erlöser, genug danken und ihn genug loben können, für all das Gute und die Liebe, womit Er bisher meine Unwürdigkeit voll Gnade und Erbarmen erfreut hat. Wo nehme ich schwacher Staub und Asche, wo nehme ich abscheulicher großer Sünder, der ich unter allen Sündern der größte bin, der ich nicht werth bin, mein Auge zu ihm dankend aufzuheben, wo nehme ich Worte her, Ihn dankbar genug zu preisen und Ihn zu loben? Du mein Heiland hast mein schwaches Gebet erhört, Du hast mich Staub und Nichts mit Deiner göttlichen Gnade liebend im Staube erhört. Du mein süßer Erlöser hast meine schwachen Seufzer gehört. Ach so hört und lernt alle, die ihr nicht mehr beten könnt, denen es unbekannt ist, mit ihrem Heiland sich zu unterhalten, lernt von einem unwürdigen großen Sünder, der ich mit allem Recht sage, daß ich nicht werth bin, daß er mich noch leben und eine Zeit zur Buße läßt, hört also von mir, ich bitte und flehe euch, daß ein aufrichtiger, reuiger, inniger Seufzer, wenn derselbe aus einem liebevollen Herzen zu unserm Gott und Heiland aufsteigt, gnädiglich von Ihm angenommen und erhört wird. So, mein guter, rettender, christlicher Seelenfreund, so habe ich auch ohne Unterlaß zu Ihm, meinem liebevollen Erlöser, um Erbarmung und Vergebung meiner Sünden gebeten, daß wenn es sein göttlicher Wille wäre, Er mich von dieser traurigen elenden Welt sollte zu sich nehmen. Ich weinte und flehte, ich bat ihn mit kindlich-liebendem Herzen,[27] so lange es mein schwacher Geist erlaubte. So habe ich einige Tage nach Ihrem lieben Besuch die schrecklichsten Leiden erfahren, ohne Besinnung und Bewußtseyn, mit reißenden Schmerzen im Kopf zugebracht, ich konnte nichts als einen schwachen Seufzer, unter diesen meinen Leiden, zu meinem Erlöser schicken, um mich von meinen wohlverdienten Erdenleiden zu befreien, und zu sich zu nehmen. Das geschah nicht, wer weiß, wie viel mir mein Gott noch Leiden aufbewahrt hat; denn ich bin ja ein großer Sünder und leide nicht zu viel. Alles, alles habe ich wohl mehr als zehnfach verdient. Ich leite ja willig, mein göttlicher Heiland, Dein göttlicher Wille geschehe! Du legst mir nicht zu viel auf. Du hilfst mir auch tragen. Ach so seufzte ich und flehte ich um meinen Verstand und um Linderung meiner Schmerzen, daß ich ihn, meinen göttlichen Erlöser, wieder anbeten, loben und danken könnte. O Er, mein allbarmherziger, gnädiger Erlöser, erhört das Seufzen seiner Kinder, wenn sie sich mit wahrem Glauben, reuevoll zu Ihm wenden und bekehren. So hat er auch meine flehenden Seufzer gnädig erhört und mir seit zwölf Tagen nun wieder meinen Verstand gegeben, daß ich wieder dankbar mit meinem Herzen zu Ihm, meinem göttlichen Erlöser, mein Gebet verrichten kann. Freilich leide ich noch immer viele Schmerzen an meinem Kopf, aber ich behalte doch nun meinen Verstand. So hat Er meine Seufzer erhört und gnädig angenommen. Vergieb, vergieb mein göttlicher Heiland und Erlöser, deinem sündhaften Kinde, welches sich in Deinen göttlichen Willen kindlich ergiebt, vertrauungsvoll zu dir bittend fleht: Gott, wie Du willst, so schick's mit mir, im Leben und im Sterben. Zu Dir allein steht mein Begier, Herr, laß mich nicht verderben ..... –

A. Busch.

Charité,

den 13ten Februar 1829.

Quelle:
Busch, Heinrich Adolph: Selbstbekenntnisse eines begnadigten Verbrechers. Berlin 1830, S. 27-28.
Lizenz: