Ein Jüngling oder ein junges Mädchen an seinen Vormund.

[137] Mein theurer Vormund, Sie sind für mich ein zweiter Vater und meine Dankbarkeit könnte nie Ihren Wohlthaten gleichkommen. Wie sollte ich Ihre unablässige Sorgfalt, Ihre Umsicht und besonders Ihre mir so unschätzbare Zärtlichkeit jemals vergelten? Wie könnte ich mich jemals dieser heiligen Schuld entledigen? Das einzige Mittel, Ihnen meine Dankbarkeit zu beweisen, ist, mich durch meinen Fleiß und meine Aufführung Ihrer unerschöpflichen Güte würdig zu zeigen. Das, mein theurer Vormund, ist daher auch mein steter Gedanke, und wenn ich zuweilen das Unglück hatte, daß es mir nicht vollständig gelang, so bitte ich Sie, wenigstens nicht an meinem guten Willen zu zweifeln. Ich werde überdieß meinen Eifer und meine Aufmerksamkeit verdoppeln und dahin trachten, Ihnen nie eine Veranlassung zur Unzufriedenheit mit mir zu geben. Nehmen Sie, mein theurer Vormund, dieß Versprechen mit Ihrem gewöhnlichen Wohlwollen auf und genehmigen Sie den Ausdruck meiner aufrichtigsten Wünsche zu Ihrem heutigen Feste.

Quelle:
Fresne, Baronesse de: Maximen der wahren Eleganz und Noblesse in Haus, Gesellschaft und Welt. Weimar 1859, S. 137-138.
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