Nach vierzigjähriger Tätigkeit als Gerichtsreporter veröffentlichte Hugo Friedländer zwischen 1910 und 1921 seine zwölfbändige Sammlung »Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung«. Auf knapp 3.000 Druckseiten behandelte Friedländer in diesem Pitaval 63 Gerichtsverfahren aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs, die sich auch heute noch als kulturhistorisch bedeutsam erweisen. Dabei reicht das Spektrum vom Prozeß gegen den »Hauptmann von Köpenick« über sozial- und justizgeschichtlich aufschlußreiche Verhandlungen gegen Gewaltverbrecher (Räuber, Mörder, Kinderschänder) und politische Verfahren (Attentatsprozesse, Bismarck gegen Mommsen, Hochverratsprozeß gegen Liebknecht und Bebel) bis hin zu Prozessen wegen antisemitischer Ausschreitungen. Die Reportagen zeigen Friedländer als einen wachen Beobachter. Der bekennende Sozialdemokrat beleuchtete die Fälle stets unter sozialen und politischen Gesichtspunkten, verlieh ihnen durch die Wiedergabe vieler Dialoge aber auch den Reiz des Authentischen.