Anrede im täglichen Verkehr

[163] Die Anreden im täglichen Verkehr sind wohl jedem geläufig. Herren reden einander mit ihrem Namen an, dem die Bezeichnung »Herr« voran gestellt ist, oder mit dem Berufstitel, der an Stelle des Namens steht. Z.B.: »Besten Dank, Herr Z.« Oder: »Gehen Sie mit mir, Herr Doktor?« »Gern, Herr Geheimrat.«

Auch Damen gegenüber erledigt sich die Sache ziemlich leicht. Jede verheiratete Dame wird von Fernerstehenden »Gnädige Frau« angeredet, falls ihr nicht ein bestimmter Titel zukommt. Unverheiratete Damen heißen »Gnädiges Fräulein« oder »Fräulein N. N.«, und dienendes Personal »Fräulein« oder »Frau«.

Zu beachten ist ferner der Gebrauch der Anrede beim Gruß. Es klingt weit freundlicher, wenn wir »Guten Morgen, Frau Direktor,« »Guten Tag, Herr Doktor« sagen. Der kurze Gruß ohne Anrede kann oft den Eindruck der Schroffheit hervorrufen. Wieviel herzlicher im Ton klingt z.B. durch die Anrede der Gruß »Gute Nacht, liebe Mutter«, wieviel verbindlicher, wenn sich die Hausangestellte mit »Gute Nacht, gnädige Frau« empfiehlt.[163]

Quelle:
Gleichen-Russwurm, Alexander von. Der gute Ton. Leipzig [o. J.], S. 163-164.
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