Abdampfschalen

[4] Abdampfschalen. Zur Bereitung der Dicksäfte, der Extrakte u. der bis zum Anschußpunkte zu bringenden Salzflüssigkeiten aller Art hat man seit langer Zeit die kupfernen Geschirre zu vermeiden gesucht, und mit Recht, da sich so sehr leicht etwas von diesem Metalle in heißen und erkaltenden Flüssigkeiten aller Art (wenn sie auch noch so wenig salzhaft scheinen) auflösen läßt, und alle Kupfersalze auch in sehr kleiner Menge als heftige Brechmittel wirken. Man suchte, wie gesagt, von jeher die kupfernen Abdampfgeschirre zu vermelden, aber man kehrte immer wieder zu ihnen zurück, da man keine haltbare, wohlfeile Geschirre andrer Art an ihre Stelle zu setzen wußte.

Die eisernen Geschirre schienen vorzüglicher, und sie sind es auch; sie sind wohlfeil, und wenn sich auch etwas davon auflösete, so entstand ein Eisensalz irgend einer Art daraus. Ein solches Eisensalz konnte man freilich nicht für giftartig erklären, vielmehr in mehrern Fällen als der Gesundheit sehr heilsam. Indeß ist doch nicht weniger gewiß, daß alle Eisensalze der Körperbeschaffenheit mit straffer Fiber und sehr konzentrirtem, zu Entzündung geneigtem Blute nicht wenig nachtheilig sind; es ist gewiß, daß verschiedne, sogar Mittelsalzflüssigkeiten (Salmiakarten, metallische Salze, phosphorsaure Salze, Alaunarten u.s.w.) durch Eisen völlig zerstört werden, der sauren (in Eisen gar nicht zu behandelnden) Flüssigkeiten nicht einmal zu gedenken; es ist gewiß, daß das adstringirende Wesen, welches sich in sehr vielen Gewächsen findet, von denen man es kaum glauben sollte, das Eisen zu einer ekelhaft schmeckenden, schwarz oder schwärzlich färbenden Dinte zersetzt, geschweige denn die Gewächssäfte von fast gänzlich adstringirender Natur; und überdem ist es gewiß, daß die weissen Salzflüssigkeiten aller Art dadurch eine mehr oder weniger gelbe oder wohl gar braune Farbe bekommen.

Was hindert uns, zu andern Gefäsen zu greifen, wenn sich deren finden? Man nehme Abdampfschalen von feinem Bergzinne für alle Flüssigkeiten, welche nicht offenbar saurer Natur sind. Die Weichheit des Zinnes ist kein Einwurf für Künstler, welche bei so vielen Glasgeschirren Behutsamkeit lernen. Der angebliche Arsenikgehalt des Bergzinnes ist noch streitig, und, wie die Erfahrung zeigt, ganz unbeträchtlich und nicht nennenswerth. Will man noch reinlicher arbeiten, so kann man Abdampfschalen von grauem Steinzeuge nehmen, (eine Art von geringem Porzellain, mit Kochsalz glasurt,) aber[4] von englischem oder ähnlichem ja nicht, da dies größtentheils mit Blei glasurt ist. Aehnliche und noch nettere Abdampfschalen kann man sich von Glas verfertigen lassen.

Der Unbequemlichkeit von beiden letztern Gefäsen, im Feuer leicht zu springen, hilft ein guter Beschlag ab, den man mit einer ähnlich geformten Schale von Eisenbleche auf lange Zeit befestigt. Man trägt auf die äußere Seite der gläsernen oder steinzeugnen Schale einen Teig von rothem Boluspulver und gleichen Theilen venedischem Talksteine mit Leinölfirniß angerührt, ein Paar Messerrücken dick gleichförmig auf, paßt die ähnliche Schale von Eisenblech darüber, drückt sie möglichst fest an, und befestigt letztere um den Rand der gläsernen oder steinzeugnen Abdampfschale mit einem starken Drathe.

Dann kann man sie nöthigenfalls gleich über freies Feuer setzen, ohne das mindeste Zerspringen zu befürchten.

Sie müssen so flach als möglich seyn.

Die Abdampfgeschirre für das Wasserbad sehe man unter Wasserbad und Dicksäfte nach.


Gläserne oder steinzeugne Abdampfschale äusserlich mit Kütt und einer blechernen Kappe beschlagen.
Gläserne oder steinzeugne Abdampfschale äusserlich mit Kütt und einer blechernen Kappe beschlagen.

Gläserne oder steinzeugne Abdampfschale äusserlich mit Kütt und einer blechernen Kappe beschlagen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 4-5.
Lizenz: