Alaun

[26] Alaun, (eigentlicher Thonvitriolsalz) (Alumen crudum.) Dieses gemeiniglich aus thonartig eisenkiesigen Mineralien durch Kunst bereitete erdige Mittelsalz; besteht aus ungefähr 24 Theilen Vitriolsäure, 18 Theilen Alaunerde und 58 Theilen Wasser, und löset sich bei 53° Fahrenh. in 6 Theilen, bei starker Hitze aber in 1/3 seines Gewichts Wasser auf; von Weingeist wird es daraus niedergeschlagen, und seine Gegenwart in damit verfälschten Weinen am besten entdeckt.

Die Gestalt seiner Krystallen ist gewöhnlich achtseitig, nämlich kurze, an beiden Enden abgestutzte, sechsseitige Säulen, doch auch zuweilen mit einer sechsseitigen Endspitze; ein weißes durchsichtiges Salz von süßlich styptischem, höchst zusammenziehendem etwas ekelhaftem Geschmacke, welches die blauen Pflanzensäfte röthet.

Die eigne, in ihm enthaltene (Alaun-) Erde (terra aluminosa) ist der Hauptbestandtheil des Thons. (Sie scheint nie zu arzneilichen Absichten gebraucht worden zu seyn, wiewohl sie in Säure erzeugender Magenschwäche und in Durchfällen von Schlaffheit des Speisekanals ein vorzügliches Hülfsmittel zu seyn scheint. Sie wird am besten aus einer Alaunauflösung durch kaustische Laugensalze niedergeschlagen, ausgesüßt, durch Filtriren der Wässerigkeit beraubt, und jähling getrocknet.)

Auf dem Feuer blähet der Alaun sich auf, läßt sein Krystallisationswasser, aber wenig von seiner Säure (Alaunspiritus) fahren, und wird dann zu einem beizend styptischen Pulver, welches man gebrannten Alaun nennt.

Zink, Eisen und Kupfer scheiden aus seiner Auflösung in der Wärme die Alaunerde von der Säure als einen weißen Niederschlag ab.

Die gelblichen unreinen Alaunsorten sind verwerflich; sie enthalten Eisen, seltner Kupfer. Man entdeckt letzteres Metall darin, wenn man die Auflösung mit luftsäurehaltigem Salmiakgeiste übersättigt; dann wird die blaue Farbe der Lauge das Kupfer zeigen.

Innerlich ist der Alaun als ein sehr sicheres Mittel gegen Blutflüsse zu 10 bis 20 Gran, öfters gegeben, empfohlen worden; äusserlich aber in Auflösung zur Stärkung schwacher Theile aller Art. Gebrannt und als Pulver aufgestreut wirkt er in unreinen Geschwüren als ein Beitzmittel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 26.
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