Austerschalenwasser

[77] Austerschalenwasser, (aqua concharum, aqua ostracodermatum) eine Art vorzüglich zum innern Gebrauche gegen Magensäure, in der Gicht und gegen Stein bestimmten Kalkwassers, dessen Bereitung darin besteht, daß man die wohlgewaschenen und gereinigten Austerschalen in einem irdenen Geschirre eine Stunde lang in recht starkem Glühen erhält, bis sie durch und durch weiß und leicht zerreiblich werden.

Man löscht sie wie ungelöschten Kalk, indem man sie in einem mit Wasser angefüllten Geschirre eine Minute lang Wasser anziehen läßt, sie dann heraus nimmt, und in einer tiefen Schüssel dicht über einander geschichtet liegen läßt, bis sie sich erhitzen und zerfallen; man rührt um, bis alles zum feinen Pulver zerfallen ist.

Auf Einen Theil dieses in wohlverstopften Flaschen zu verwahrenden Pulvers gießt man hundert Theile Fließwasser, rührt es etliche mal um, und füllt, wenn sich alles Pulver gesetzt hat, das helle, reine Austerschalenwasser durch Neigung des Gefäses in wohl zu verstopfende Flaschen.

Wenn man auf den zurückgebliebenen Bodensatz noch einmal Wasser[77] gießt und oft umrührt, so entsteht ebenfalls noch ein Kalkwasser, welches man aqua concharum secundae loturae, so wie ersteres aqua concharum primae loturae nennt.

Beide sind wie gewöhnliches Kalkwasser von scharfem laugenartigem Geschmacke.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 77-78.
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