Badkrautliebstöckel

[80] Badkrautliebstöckel, Ligusticum levisticum L. [Zorn pl. med. T. 233.] mit vielfachen Blättern, deren Blättchen gegen die Spitze zu eingeschnitten sind; diese bis sieben Schuh hohe Pflanze mit mehrjähriger Wurzel ist auf Italiens und Frankreichs Gebirgen zu Hause, und trägt ihre doldenförmige Blume im Brach- und Heumonate in unsern Gärten. Die ganze Pflanze enthält einen dem Panaxgummi ähnlichen Milchsaft.

Die Wurzel (rad. levist.) ist einen Fuß lang, eines Daumens dick, in dicke Fasern zertheilt, von aussen gelb oder gelbbraun, inwendig fleischig und weiß, von schärflichem, gewürzhaft hitzigem, süßlichem Geschmacke, und von besondern durchdringend starkem, einigen Personen lieblichem, für Andre widrigem Geruche. Sie ist einer der kräftigsten Theile der Pflanze, und am meisten mit dem gelben gummiharzigen Milchsafte angefüllt. Sie hat 1/123 an gelben ätherischem Oele gegeben. Man sammelt sie im Mai.

Am bewiesensten ist es, daß sie anthysterische Tugenden in ziemlich hohem Grade besitzt, und im feuchten Asthma Dienste leisten kann. Der hitzigen Beschaffenheit ihres ätherischen Oels wegen kann sie wohl zuweilen die Monatzeit wieder hergestellt, Blähungskoliken vertrieben und den Harnabgang verstärkt haben, es gehört aber mehr Auswahl der Fälle dazu, sie hierin zu gebrauchen, als die unbestimmten Lobsprüche der Alten voraus zu setzen scheinen. Gegen Rothlauf hat man sie als Räucherung gebraucht.

Die großen, dunkelgrünen Blätter (fol. levist.) sind von ähnlichem Geruche, Geschmacke und Kräften, nur schwächer. Man braucht sie als Dampfbad zur Erregung des Monatflusses. Sie werden im Sommer gesammelt.

Ehedem bewahrte man die grossen, gefurchten, hohlen Stengel (caules cavi ligustici, Liebstöckelröhren) auf, durch welche der gemeine Mann seine Getränke sog, um sich in Halsweh, Husten und Engbrüstigkeit Erleichterung zu verschaffen.

Die im August reifenden Samen (sem. levist.) sind noch kräftiger und von noch heftigerm Geruche und Geschmacke als die Wurzel. Ausser den der ganzen Pflanze eigenthümlichen Tugenden hat man auch wurmtreibende Eigenschaften[80] von ihr wahrgenommen. Sie sind etwas groß, von der einen Seite platt, geflügelt, eirund länglicht, mit fünf erhabnen Streifen gezeichnet, und haben ein spitziges Knöpfchen am Ende.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 80-81.
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