Bergamottöl

[103] Bergamottöl (Oleum bergamottae). Die der bittern Pomeranze (bigarade) an Gestalt und Farbe ähnliche, runde, nur ebenere und glattere Frucht, welche dieses Oel giebt, rührt von einem vorzüglich auf Barbados einheimischen Baume her, einer zwischen dem Zitron- und Pomeranzenbaume inne stehenden Spielart, mit geflügelten Blattstielen und auf der Frucht zurückbleibendem Staubwege.

Man gewinnt das Oel aus den Schalen der frischen Frucht, indem man letztere in aufgestellten Trichtern, welche inwendig mit hervorragenden Zähnen, wie ein Reibeisen besetzt, und am Boden mit einem[103] Roste versehen sind, dergestalt umdreht, daß das mit Oel angefüllte Zellgewebe der Schale von allen Seiten aufgeritzt und zum Theil abgerieben werde, und so das frei gemachte Oel durch den dichten Rost herab in die untergesetzte Flasche rinne.

Von diesem feinen, gilblichen Oele (oleum bergamottae, ol. de bergamotto, Essenza di Bergamotto), welches von starkem, dauerhaftem, aber für jedermann lieblichem, erquickend gewürzhaftem Geruche, und stark aber angenehm bitterm, gewürzhaftem Geschmacke ist, geben im Durchschnitte 160 Früchte. Eine Unze, auch wohl etwas darüber.

So eine vorzügliche Magenstärkung auch dieses Oel, als Oelzucker in irgend einer Flüssigkeit genommen, oder in den Bestuchefschen Tropfen aufgelöst abgiebt, so wird es doch vernachlässigt, und mehr von Liqueurbereitern und Parfümirern angewendet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 103-104.
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