Eßspargel

[272] Eßspargel, Asparagus officinalis L. [Zorn pl. med. Tab. 10.] mit aufrechtem, rundlichem, krautartigem Stengel, borstenförmigen Blättern, paarweisen Blattansätzen und nicht selten getrennten Geschlechtern, ein mehrjähriges auf sandigen Plätzen einheimisches, auf fünf Schuh hohes Gewächs, welches im Mai und Juni in unsern Gärten blüht, und daselbst auf wohlbearbeitetem, gut gedüngtem Boden die starken Wurzelsprossen treibt, welche man schlechthin Spargel (turiones asparagi) nennt, und theils als wohlschmeckendes Gemüß genießt, theils als ein harntreibendes Mittel empfiehlt; ihre vermeintliche Geschlechtstrieb vermehrende Kraft kann von ihrer harntreibenden abgeleitet werden. Sie machen den Harn wie geraspeltes Horn stinken.

Die starken rundlichen, zahlreich aus Einem Kopfe entsprossenden Fasern, welche die Wurzel (rad. Asparagi) ausmachen, sind getrocknet schwammig, von süßlich schärflichem Geschmacke und geruchlos. Die Alten zählten sie unter die fünf eröfnenden Wurzeln,[272] und rühmten (nicht unwahrscheinliche) Harn treibende, und wie sie's nannten, eröfnende Tugenden an ihr. Ihre Kräfte in der Gelbsucht sind nicht hinreichend bestätigt.

Auch die erbsengrosen, runden, schönrothen Saamenbeeren (Baccae, Semen asparagi), welche drei kleine schwarze, harte Samen enthalten und einen süßlichen widrig schärflichen Geschmack besitzen, hob man sonst getrocknet auf, und verordnete sie als ein harntreibendes Mittel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 272-273.
Lizenz: