Engelsüßtüpfelfarn

[255] Engelsüßtüpfelfarn, Polypodium vulgare L. [Zorn pl. med. Tab. 46.] mit in Querstücke zertheilten Blättern, deren Lappen länglicht, etwas gesägt und stumpf sind, und mit schuppiger Wurzel. Es findet sich in Waldungen auf Mauerruinen, an moosichten Felsenklüften und in Baumritzen.

Die Federkiel starke, längliche, gegliederte, mit schwarzbraunen Schuppen bedeckte und mit schwarzen Haaren besetzte, inwendig gelbgrüne Wurzel (rad. Polypodii, rad. Filiculae) hat einen widerlich süßen, etwas zusammenziehenden Geschmack. Man hat sie in Eingeweideverstopfungen und als ein gelindes Abführmittel von jeher gerühmt; letztere Kraft verliert sie durchs Kochen, und es entwickelt sich eine unangenehme Bitterkeit. In Brustkrankheiten von scharfen Feuchtigkeiten soll sie den Kräften des Süßholzes beikommen; ihre Tugend im Wahnsinne aber ist wahrscheinlich nur eingebildet.

Daß man die an Eichen wachsende (rad. Polypodii querni) ehedem vorzog, war nur eine Grille.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 255.
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