Ewigepheu

[274] Ewigepheu, Hedera helix, L. [Zorn pl. med. Tab. 250.] mit theils eirunden, theils in (drei oder fünf) Lappen zertheilten Blättern, ein kletternder, an faulen Bäumen in Wäldern aufsteigender strauchartiger Baum, welcher seine grünen Blumen im Herbstmonate zeigt und seine reifen Beeren im April.

Die immergrünen steifen, glatten, oben dunkelgrünen, unten grünlich gelben Blätter (fol. Hederae, fol. hederae arboreae) welche einen widrigen, bitterlichen, trocknenden Geschmack haben, sind in ältern Zeiten (doch immer nur äusserlich) als Dekokt in flechtenartigen Hautausschlägen, in Geschwüren und in Entzündungen, frisch aufgelegt aber gegen Gichtschmerzen, und als Saft im Nasengeschwüre empfohlen worden. Von ihrem innern Gebrauche will man schlimme Nervenzufälle beobachtet haben.[274]

Die schwärzlichten, erbsengroßen säuerlich harzig schmeckenden Beeren (baccae hederae, bacc. heder. arbor.) führen stark von oben und unten ab; auch Schweißtreibende Wirkungen will man von ihnen bemerkt haben.

Das faserige, weiche, weiße, gemaserte Holz (Iign. hederae arbor.) ist so schwammig, daß davon gedrehte Becher sonst zum Durchseihen dienten. In ältern Zeiten ließ man zur Verwahrung vor Halsentzündungen, so wie auch Lungensüchtige aus solchen Bechern (unnützerweise) trinken, und Fallsüchtige mit Löffeln aus Epheuholze essen. Daraus bereitete Kügelchen legte man in Fontanelle, und das Dekokt aus den Spänen rühmte man in (unbekannten) Fehlern der Milz.

Am bekanntesten ist das in heißen Gegenden, im Orient, in Italien, um Genf u.s.w. aus Einschnitten fließende Epheuharz (Gummi hederae), welches in rauhen, harten, zerbrechlichen, fast undurchsichtigen, braunschwärzlichen, im Bruche glänzend violetten Stücken von schwachem, harzigem, schärflichem, fast unmerklich zusammenziehendem Geschmacke und (angezündet oder gerieben) von starkem, auffallendem, für einige nicht unangenehmem Harzgeruche ist. Es löset sich nicht völlig im Weingeiste auf. Man hat es größtentheils nur äusserlich als ein Wundheilendes Mittel, so wie zum Wegbeizen der Haare und gegen Kopfungeziefer gebraucht. Sind leztere Kräfte gegründet, so wird sein innerer auch neuerlich empfohlner Gebrauch zur Stärkung des Magens, gegen Magenschmerzen und Hysterie etwas bedenklich, oder erfordert wenigstens wichtigere Bestätigungen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 274-275.
Lizenz: