Fleckenschierling

[306] Fleckenschierling, Conium maculatum, L. [Zorn pl. med. Tab. 48.] mit stachellosen Samen, und vielästigem, geflecktem, glattem Stengel, ein drei bis vier Schuh hohes Doldengewächs mit zweijähriger Wurzel, welches an Gräben und andern ungebauten Orten, an Zäunen[306] und Mauern im July weiß blüht.

Das Kraut (hb. Cicutae maioris, Conii), welches häufig mit dem vom Knollenkälberkropf, dem Hundsdillgleiß und dem Giftwütherich verwechselt wird, unterscheidet sich leicht durch die fast in einem rechten Winkel von einander gehenden Aeste, den zwischen Kanthariden und Katzenurin inne stehenden Geruch, die vielblätterige allgemeine Hülle der Blumenschirme, die weiße lange, fingerdicke Wurzel, den glatten, rothbraunen Stengel und die auf einer Seite platten, auf der andern Seite halbkugelichten, mit fünf knotenartig gekerbten Streifen besetzten Samen (sem. Cicutae maioris, Conii) von allen andern, besonders den drei genannten Pflanzen.

Das, nach Bergius, zur Blühzeit, wenn sich die Samen ansetzen wollen, einzusammelnde Kraut, muß jähling im Schatten getrocknet und gepülvert in verschloßnen Gläsern aufbewahrt, der ausgepreßte Saft der frischen Pflanze aber ohne fernere Reinigung im Wasserbade oder in der freien Zugluft zum Extrakte abgedampft werden, welches zu Stängelchen gezogen als Pillenmasse in wohlverstopften Gläsern zum Gebrauche aufgehoben wird. Der Dunst beim Abdampfen (vorzüglich dem heißern) ist äußerst scharf und durchdringend, und greift selbst die Haut an; das Extrakt stinkt heftig wie Katzen- oder Mäuseharn.

Es hat sich in Verstopfungen des Drüsen- und Lymphsystems und den daher rührenden Krankheiten, äußerlich und innerlich angewendet, sehr kräftig erwiesen, vorzüglich in Gaben, welche Schwindel, zitternde Bewegung im Körper, Aengstlichkeit, Düsternheit und eine Empfindung in den Augen verursachen, als wenn sie hervorgetrieben würden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 306-307.
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