Gummiammoniak

[384] Gummiammoniak, ein Gummiharz, welches, wie es scheint, aus dem Innern von Afrika (aus dem Reiche Barka?) über Alexandrien durch die Türken und aus Ostindien zu uns kommt, vermuthlich von einer doldentragenden Pflanze.

Man erhält es in großen Massen aus einer gelblichen Substanz mit röthlichen und milchweißen, mandelgroßen eingemischten Stückchen zusammengesetzt.

Besteht die Masse fast ganz aus solchen, nur zusammengeklebten, trocknen mandelförmigen Körnern (Gummi ammoniacum in granis, in lacrymis), so hält man es für das beste; äußerlich wird es aber doch von der Luft röthlich.

Je größer und weißlicher die Körner sind, desto besser ist das Gummiharz. Es ist von auffallendem, dem Mutterharze ähnlichem, doch weniger unangenehmem, gleichsam aus Bibergeil und Knoblauch gemischtem Geruche, und einem anfangs süßlichen, hintennach aber ekelhaft bitterlichem Geschmacke, läßt sich von der Handwärme erweichen, wird durchs Kneten weißlicher, und klebt dann an den Fingern; es schmilzt leicht im Löffel, schäumt und entzündet sich dann.

Blos bei starker Kälte wird es brüchig und läßt sich pülvern; hat man hiezu die weißlichen Stückchen ausgelesen, so entsteht das gereinigte Ammoniakgummi (G. ammoniacum depuratum) weit vollkommner, als wenn das Präparat nach alter Art durch Auflösen, Filtriren und Wiedereindicken mühsam zubereitet wird.

Weder Wasser noch Weingeist lösen die Hälfte davon auf, so genau ist Gummi und Harz in dieser Substanz verbunden, doch ist die geistige Tinktur weit kräftiger als die wässerige. Am vollkommensten wird es von den versüßten Geistern und der vereinigten Kraft des Laugensalzes und des Weingeistes aufgelöset. Durch Reiben wird es in Wein, Bier und Essig zur trüben Mischung aufgelöst. Bei der feuchten Destillation geht fast nichts riechbares und kein ätherisches Oel über.

Die schlechtere Sorte in Kuchen (G. ammon. in pane) ist mit Sand und andern fremden Körpern vermischt, und blos zum äußerlichen Gebrauche.

Dieß Gummiharz befördert und erregt den Auswurf des Schleims und des Eiters aus der Brust, und ist dann vortheilhaft in allen Fällen, wo dieser erregte Reitz zulässig ist. Eben so soll es die Gefäße des Unterleibes von Schleimverstopfungen befreien; in stärkerer Gabe öffnet es den Leib. Im Beinfrase soll es innerlich genommen Dienste leisten. Aeußerlich aufgelegt, zertheilt es zuweilen kalte Geschwülste und Gelenksteifigkeiten, selbst Sackgeschwülste, und befördert zögernde Eiterungen am besten mit Essig er weicht. Im Kopfgrinde wird es mit Nutzen aufgelegt, wenn die Kruste vorher abgeweicht ist.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 384.
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