Hirschwurzvogelnest

[422] Hirschwurzvogelnest, Athamanta cervaria, L. [Zorn pl. med. Tab. 390.] mit haarlosen Samen und zwiefach gefiederten Blättern, deren Blättchen länglicht, stumpf, dreilappicht, und mit scharfgespitzten Zähnen sägenartig gezahnt sind, ein auf vier bis fünf Fuß hohes Gewächs auf Bergen in steinichtem, sandigem Boden und Bergwiesen, mit mehrjähriger Wurzel, welches im July und August blüht.

Die lange, dicke Wurzel (rad. cervariae nigrae, gentianae nigrae) ist äußerlich schwärzlicht und geringelt, innerlich weiß, von markiger Substanz, welche frisch einen zähen Saft von sich giebt, trocken aber harzicht, von starkem, angenehmem Geruche, und beißend gewürzhaftem Geschmacke ist. Man schrieb ihrem Gebrauche ehedem Harn treibende und Ausdünstung befördernde, übrigens eröffnende, zertheilende, trocknende Kräfte zu; man brauchte sie in Wechselfiebern und Podagra. Noch bedienen sich ihrer die Viehärzte. Sie scheint ansehnliche, noch nicht erörterte Kräfte zu besitzen.

Der ebenfalls sehr gewürzhafte Samen (sem. cervariae nigrae, gent. nigrae) ist zu ähnlichen Absichten empfohlen worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 422.
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