Kanariengenst

[465] Kanariengenst, Genista canariensis, L. [Commel. hort. 2. Tab. 52.] dieser stachellose, immergrüne Baum mit dreifachen, auf beiden Seiten feinwolligen Blättern und kantigen Aesten ist auf den kanarischen Inseln, auf den Antillen und in Spanien zu Hause.

Die meisten Neuern haben von diesem Baume das knotige, krumme, harte, ein paar Zoll starke Wurzelholz (Rosenholz, lign. rhodium) abgeleitet, welches äußerlich gelblich weiß, und runzlicht, innerlich gelbröthlich, oder doch mit röthlichen Adern durchzogen, von harzig bitterlichem Geschmacke, und, vorzüglich gerieben, von starkem sehr lieblichem Rosengeruche ist.

Das beste brennt leicht an der Flamme, ist recht dick, knotig, inwendig dunkelfarbig, harzig, schwer, von starkem Geruche, wenigstens beim Schaben mit dem[465] Messer. Das innerlich hellfarbige, von schwachem Geruche, und das mit fettem Oele durchzogne ist verwerflich.

Die Alten legten dem Rosenholze eine harntreibende Kraft bei. Es dient zum Räuchern.

Durch lang fortgesetzte Destillation mit Wasser erhält man aus dem guten Holze etwa 1/50 bis 1/32 eines goldgelben (mit der Zeit sich röthenden) balsamisch bitterlich schmeckenden und einen sehr starken, angenehmen Rosengeruch verbreitenden Oels, (Rosenholzöl, ol. lign. rhodii). Hiezu muß das Holz auf einer Art Rappeemühle fein geraspelt, und einige Wochen vor der Destillation in stark gesalzenem Wasser eingeweicht stehen bleiben.

Die Parfümirer bedienen sich dieses Oels; es kömmt unter die äußerlichen Balsame und die Zahn- und Niespulver.

Es verspricht sehr erquickende Kräfte; hysterischen Personen ist es zuwider. Die Alten hielten es auch für antiskorbutisch und schmerzstillend, und legten es äußerlich gegen Kopfschmerzen auf.

Auch die sehr kräftige geistige Tinktur dieses Holzes verspricht stark analeptische Tugenden.

Paul Herman, Belli und Parkinson leiten dieses Wurzelholz von dem Cytisus incanus siliquis salcatis, C.B. oder der Medicago arborea, L. her. Weit unwahrscheinlicher ist seine Abstammung von Convolvulus scoparia, L.

Das jamaikanische Rosenholz kömmt nach Geoffroi von Amyris balsamifera, L.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 465-466.
Lizenz: