Katemimose

[474] Katemimose, Mimosa Cate, Murr. [Kerr. med. obs. et inq. 5. Tab. 4.] mit zwei Dornen statt der Nebenblättchen, doppelt gefiederten, funfzehn bis dreißigpaarigen Blättern, deren Blättchen vierzigpaarig gefiedert sind, und verlängerten Blüthenähren in den Zweigwinkeln, ein häufig auf den Bergen Rotas und Pallamoro über Bengalen wachsender weißblühender Baum, aus dessen braunrothem (am besten lichtbraunem), zerkleintem Holze durch Auskochen mit Wasser und Eindicken des Absuds an der Sonnenwärme die beste Sorte jenes gummiharzigen Extrakts bereitet, und von Malabar, Suratte, Pegu und andern Hindostanischen Gegenden zu uns geführt wird, den man Katechusaft (catechu, succ. catechu) auch wohl fälschlich japanische Erde (terra catechu, terra iaponica) nennt, ob er gleich weder aus Japan kömmt, noch eine Erde ist.

Wir erhalten ihn in ziemlich großen, schwarzbraunen, im Bruche und im Pulver braunrothen, harten, zerbrechlichen Stücken, zuweilen mit Holzsplittern gemischt, von zusammenziehendem, dann[474] süßlichem und bitterlichem Geschmacke und ohne Geruch. Ob er gleich größtentheils in Wasser zergeht (mit Zurücklassung eines Achtels an Unreinigkeiten), so ist die Auflösung doch nicht vollkommen; der Weingeist löset zwei Drittel davon, und zwar vollkommen auf, und etwa so viel Harz enthält er, als seinen einzig wirksamen Bestandtheil. In versüßten Säuren, in Wein und Essig löset er sich auf, aber nicht in Oelen.

Er muß fest und trocken seyn, auf der Zunge nicht ankleben, bei der Auflösung in versüßtem Salpetergeiste wenig Unauflösliches übrig lassen, und im glühenden Löffel ziemlich ganz verbrennen.

In verschiednen Fällen von Schlaffheit der Fasern, und daherrührenden Ausflüssen, Blutflüssen, Diarrhöen, Schleimflüssen aus der Harnröhre, weißem Flusse, in Mundfäule und geschwollenem Zäpfchen wird er mit Nutzen innerlich und örtlich angewendet. Auch in der Bleikolik ist er wirksam gewesen.

Mit Zusatz, wie man behauptet, von einer Thonerde und einem Gewürze werden aus dem Katechusaft die kleinen runden, gelben, etwas adstringirend, gewürzhaft und bitterlich schmeckenden Plätzchen verfertigt (placentae gittagambir, catagamber), welche aus Japan zu uns gebracht werden, und gegen ähnliche Uebel gebraucht worden sind. Eben so werden aus dem Katechu mit Zusatz von Zimmt, Kardemomen, Ambra u.s.w. jene Roteln (siri gata gamber) in der Gestalt der Krähenaugen in Indien verfertigt, und von den Holländern zu uns gebracht, die man, den Geruch des Mundes zu verbessern, zu kauen pflegt.

Daß auch andre Sorten Katechu, vorzüglich geringere, aus andern Pflanzen in Ostindien bereitet wer den, ist nicht zu leugnen, vorzüglich aber aus dem eingedickten Absude der Samenkerne der Früchte der indianischen Palme, Katechuareka.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 474-475.
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