Koschenillschildlaus

[507] [507] Koschenillschildlaus, Coccus Cacti, L. [Degeer, Ins. 6. Tab. 80. Fig. 12-14] ein in Mexiko, vorzüglich in Mestek von den Indianern, jetzt aber auch in Spanien auf den Blättern des Cactus cochinillifer. L. (w.s.) gezogenes Insekt, welches sich durch Queerrunzeln über den Leib, doppelte Seitenränder an dem Rücken, kurze schwarze Füße, purpurrothen Bauch, und pfriemenförmige kurze Fühlfaden auszeichnet, und wovon nur das Männchen Flügel hat.

Die mit Hitze getödteten, und getrockneten Insekten, die Koschenille (coccionella, coccinilla), kommen in sehr großer Menge zu uns, als das vorzüglichste Material zur karmesinrothen Farbe. Um die theure rothe Farbe, den Karmin (carminum), der in Apotheken nicht selbst verfertigt wird, zu bereiten, giebt man die Vorschrift, eine Unze (wohl gewaschene) fein zerriebene Koschenille nebst einem Quentchen Weinsteinrahm zu sechs Pfunden kochendem, destillirtem Wasser in einem zinnernen Kessel zu thun, es noch fünf bis sechs Minuten sieben zu lassen, ein Quentchen gepülverten römischen Alaun dazu zu schütten, es noch ein Paar Male aufwallen zu lassen, und nun das Flüssige durch feine Leinwand zu gießen in zu bedeckende Zuckergläser, wo sich mit der Zeit der Karmin niedersetzt, den man trocknet. Die größte Reinlichkeit, vielleicht auch noch andre geheim gehaltene Vorkehrungen und Ingredienzien (die Chouankörner und die Autourrinde?) mögen zur einträglichen Bereitung dieser vortreflichen Farbe gehören, deren man sich zur Röthung einiger Arzneimittel, vorzüglich der Zahnpulver in der Apotheke bedient.

Die dabei übrig gebliebene Koschenille mit der übrigen Karminlauge nebst anderthalb Unzen Potaschlaugensalze eine halbe Stunde gekocht, und die filtrirte Brühe mit fünf Unzen aufgelösetem Alaun niedergeschlagen, ausgesüßt, und getrocknet, giebt das Florentinerlack (lacca florentina).

Die Koschenille selbst, deren Geschmack etwas beißend, bitterlich und zusammenziehend ist, ward nie häufig als Arznei gebraucht. Mit einiger Wahrscheinlichkeit schreibt man ihr Harn treibende Kräfte zu; die Schweißtreibenden und Herz stärkenden scheinen blos auf Einbildung zu beruhen. Sie dient zur Färbung einiger flüssigen Arzneien.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 507-508.
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