Mus

[110] Mus (Rob, Roob, Rohob) ist der durch Abrauchen eingedickte Saft verschiedner Beeren bis zur Dicke eines Extrakts. Oft wird der Annehmlichkeit des Geschmacks[110] wegen, oder um den Saft desto geschwinder zur gehörigen Konsistenz zu bringen, theils auch um ihn vor Gährung zu schützen, Zucker zugesetzt. Die Beeren quetscht man in einem steinernen oder hölzernen Mörser, und läßt die Masse etwa Tag und Nacht im Keller stehen, ehe man den Saft auspreßt, damit er sich desto besser von den schleimigen Theilen trenne. Andre verlangen mehrere Tage zum Stehen im Keller, damit sich der Saft vom Schleime trenne, und das fertige Mus nicht das Ansehn der Marmelade bekomme.

Die fleischigen Früchte, die Tamarinden, Kirschen, Pflaumen, pflegt man auch wohl in einen zinnernen, oder steinzeugnen von außen beschlagnen Kessel mit etwas Wasser so lange kochen zu lassen, bis sie weich werden, reibt sie dann durch einen feinlöcherichten, weißblechernen Durchschlag oder ein Haarsieb, und dickt das Durchgeriebne zum Niuse (Pulpa) ein. Eben so verfährt man mit dem sammt den Samen aus den gespaltenen Kassienschoten mit dem Spatel ausgestoßenen Marke, um es zum Kassienmuse (Pulpa Cassiae) zu bereiten. Gewöhnlich werden bei Verfertigung des Tamarinden- und Kassienmuses gleiche Theile Zucker, des bessern Erhaltens wegen, zugesetzt.

Alle kupfernen und messingenen Werkzeuge und Gefäße müssen bei dieser Arbeit sorgfältig vermieden werden.

Den Musen der mehr schleimigen Marke, dem aus den Berberitzbeeren, den Johannisbeeren, dem Fleische der Quitten u.s.w. giebt man den Namen der Gallerten, Sulzen und Marmeladen (Gelatina Ribesiorum, Berberum, Miva Cydoniorum, Marmelada armeniacorum.) Ihre Verfertigungsart aber ist dieselbe, und sie sind nichts anderes, als mit Zucker bereitete Muse, die wegen ihrer schleimigen Beschaffenheit ein zitterndes Ansehn haben, wenn man ein dünnes Stück davon berührt.

Der Saft von Kirschen, von Berberitzbeeren, und von Kreutzdornbeeren muß zu 12 gemessenen Unzen gegen 16 Unzen Zucker, der Saft von den einige Tage vor dem Auspressen stehen gelassenen Quitten, der Saft von Maulbeeren, der einige Wochen gestandne, und dann filtrirte Zitronsaft, der Erdbeersaft, der Johannisbeersaft, und der Hindbeersaft muß zu 10 gemessenen Unzen gegen 16 Unzen Zucker genommen, und so der Rhob durch einmaliges Aufsieden bereitet werden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 110-111.
Lizenz: