Ostritzmeisterwurzel

[177] Ostritzmeisterwurzel, Imperatoria Ostruthium L. [Zorn, pl. med. tab. 24.] Diese zuweilen drei bis vier Fuß hohe Doldenpflanze, mit dreifachen Blättern, deren Mittelstück in drei Lappen, die Seitenstücke aber in zwei Lappen zertheilt sind, mit mehrjähriger Wurzel, langstieligen Wurzelblättern, und Hüllen blos um die partiellen Dolden, blüht im July weiß auf den Vorgebürgen der Alpen Oesterreichs und der Schweitz.

Die knotige, eirunde, etwa zwei Zoll lange, mit geringelten Runzeln besetzte Wurzel (Rad. Imperatoriae majoris, Ostrutii, Magistrantiae) ist äußerlich aschgrau, innerhalb weiß und hat einen anhaltend im Munde brennenden, bittern und stechenden Gewürzgeschmack, und einen Angelik ähnlichen, nur heftigern und angenehmern aromatischen Geruch; man sammelt sie am besten im Winter und Frühlinge, da dann der auströpfelnde, weißmilchichte Saft fast unerträglich brennend seyn soll. (Die im Garten gezogne ist bei weitem nicht so kräftig.)

Sie giebt an ätherischem Oele 1/256 bis 1/128 ihres Gewichts. Als gewürzhaftes Reitzmittel ist sie fast allen andern Pflanzen dieser Familie vorzuziehen. In Lähmung der Zunge und bei hysterischer Erstickung so wie überhaupt in Krankheiten[177] mit trägem Blutlauf und vielem Schleime wird sie ungemein gepriesen: in langwierigen Wechselfiebern, Blähungskolik, schleimiger Engbrüstigkeit und Harnverhaltung von ähnlicher Ursache. Doch wird sie nicht so häufig, als sie verdiente, gebraucht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 177-178.
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