Perubalsambaum

[195] Perubalsambaum, Myroxylon peruiferum, L. [Hernand. Mex. p. 51. Ic.] ein in den heisesten Gegenden von Terra firma (nicht in Peru) wohnender ansehnlicher Baum, an welchem alle Theile sehr harzig sind.

Durch Einschnitte in die Rinde fließt der weiße flüssige Perubalsam (Bals. peruv. indicus albus) von weit dünnerer Konsistenz als der Terbenthin, von weißgelblichter Farbe, angenehm düftendem, dem Storax und der Benzoe ähnelndem Geruche und einem schärflichen, etwas bittern Geschmacke. Er löset sich schnell in Aether auf, die Auflösung ist aber etwas trübe, und setzt eine weiße Materie ab. In der Destillation mit Wasser giebt er ein wesentliches Oel, welches sogleich, wie eine Art Kampfer, zu Krystallen anschießt, und welches man ehedem in Verstopfung der Monatreinigung, und im feuchten Asthma pries.

Dieser Balsam ist aber ungemein selten und fast nicht zu haben. Ehedem rühmte man ihn zu einigen Tropfen im feuchten Asthma.

Seine Verfälschung mit Lerchenterbenthin erkennt man, wenn man etwas davon auf glühende Kohlen trägt; der Terbenthingeruch wird dann die Zumischung verrathen. Die übrigen Verfälschungen lassen sich wie die des schwarzen Perubalsams erkennen, da er gleiche chemische Eigenschaften als letzterer besitzt.

Durch allmähliche Eintrocknung dieses weißen flüssigen Perubalsams entstehet der weiße, trockne Perubalsam (Bals. peruvianus, s. indicus siccus, Opobalsamum siccum), welcher in kleinen, faustgroßen Kürbisschalen (Kalebassen) mit einer besondern Materie verklebt, zu uns kömmt, wiewohl selten. Er ist trocken, zerreiblich, röthlicht gelblich an Farbe, von starkem Benzoegeruche und von schärferem und bittererm Geschmacke als der Tolubalsam, der oft mit ihm verwechselt wird. Er löset sich mit einiger Trübheit leicht in Aether und vollkommen im stärksten Weingeist auf.

Die Verfälschung mit Geigenharz entdeckt sich durch den Terbenthingeruch auf glühenden Kohlen.

Weit gebräuchlicher und wohlfeiler ist der schwarze Perubalsam (Bals. peruvianus, s. indicus niger) vermuthlich durch Kochen der zerkleinten Aeste, der Rinde und des Holzes in Wasser, wovon[195] der Balsam obenab geschöpft wird, bereitet. Er ist von der Konsistenz des Honigs und zieht sich in feine Fäden, ist durchsichtig, aber von dunkelbraunrother Farbe, einem durchdringenden, gewürzhaften, Vanille ähnlichem Geruche, und gewürzhaftem hitzigem und beißend bitterlichem Geschmacke.

Wie schwere wesentliche Oele sinkt er im kalten Wasser zu Boden, und schwimmt zum Theil obenauf in heißem. In Weingeistalkohol (etwas mehr als sechs Theilen) löset er sich fast ohne Trübung auf. Eben so vollkommen löset ihn der Vitrioläther auf, läßt aber eine schwarze, sehr zähe Materie zu Boden fallen. Wesentliche Oele vermischen sich nicht innig mit ihm, sie vereinigen sich blos mit dem ätherischen Oele im Perubalsam, und das Harz sinkt als eine zähe Masse zu Boden. (Er giebt in der Destillation mit Wasser 1/16 eines röthlichen ätherischen Oels). Mit ausgepreßten Oelen und thierischen Fetten verbindet er sich nicht und selbst wenn sie durch Vereinigung mit Wachs dazu vorbereitet sind, und die Vermischung im Kalten veranstaltet ist, scheidet sich der Zusatz wieder ab, und der Balsam sinkt zu Boden, sobald das Gemisch erhitzet wird.

Mit konzentrirter Vitriolsäure vermischet er sich ruhig, ohne Wärme; hiedurch entdeckt man die Verfälschung mit Kopahubalsam, denn dann entsteht auf Zumischung des Vitriolöls, Erhitzung, Aufwallen, und Ausstoßung stinkender Dämpfe.

Die Nachkünstelung aus brenzlichtem Benzoe-Mastix- oder Weihrauchöle läßt sich durch den weniger angenehmen Geruch entdecken.

Zugemischter Terbenthin läßt sich im allgemeinen durch Vitriolöl, wie Kopahnbalsam, oder auch genauer dadurch entdecken, wenn man etwas davon auf glühende Kohlen thut, wo der Terbenthingeruch zum Vorscheine kömmt.

Beigemischter Sirup wird von einem Zusatze Wassers verrathen, der beim Schütteln den Zuckersaft auflöst.

Gröbere Nachkünsteleyen und auffallendere Verfälschungen entdecken die geübten Sinnen des Kenners ohne chemische Prüfung.

Mit zwanzig bis funfzig Theilen Zucker gerieben wird er zum Oelzucker und so im Wasser auflöslich, mit Mandeln aber, oder mit Eidotter, oder mit arabischem Gummischleime gerieben, entsteht beim allmählichen Zusatz von Wasser eine Emulsion, deren man sich bequem bedienen kann, den Perubalsam innerlich zu geben, oder als Klystir einzuspritzen.

Er ist weit hitziger als Kopahubalsam, und kann daher blos in der schleimigen Engbrüstigkeit, in Nachtrippern und andern Uebeln von Schlaffheit der festen Theile und trägen Blutlaufe innerlich angewendet werden. Doch sind seine eigentlichen Heilkräfte noch sehr unbekannt. In alten, schlaffen Geschwüren, und in Flechsenwunden thut er äußerlich aufgelegt, gute Dienste, so wie in gelähmte Glieder eingerieben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 195-196.
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