Pfirschmandelbaum

[204] Pfirschmandelbaum, Amygdalus persica, L. [Zorn, pl. med. tab. 282.] mit sägeartig scharf zugespitzt gezahnten Blättern, und einzelnen, ungestielten Blumen, ein geschätzter Baum unsrer Gärten unbekannten Vaterlandes, welcher im Mai röthlich blüht.

Die saftigen, beliebten Früchte, die Pfirschen (Persicae, Persica mala) behaupten einen vorzüglichen Rang unter den kühlenden Obstarten zur Löschung des Durstes. Die ehedem offizinellen Kerne (Nuclei persicarum) ähneln den Kirschkernen an eignem bitterm Geschmacke, und übertreffen sie noch; der Grundstoff der bittern Mandeln und der Lorberkirschblätter ist in ihnen herrschend. Die Alten rühmten sie nicht ohne Grund als ein diuretisches und Eingeweidewürmer tödendes Mittel in Emulsion gegeben. Was sie in Milz- und Leberverstopfungen, gegen Kopfweh, Schlaflosigkeit und in der Lungensucht zu leisten vermögen, bleibt unter den Behauptungen der Alten noch ungewiß. Eben so unbestimmt ist das, was sie über den Nutzen der (freilich sehr kräftigen) Pfirschblätter in Wechselfiebern und in der Gelbsucht gesagt haben. Jetzt bedient man sich zuweilen der zarten[204] im Frühlinge gesammelten Blätter entweder frisch zu einer Unze oder getrocknet zum halben Gewichte im Aufgusse als einer wurmabführenden Purganz.

Gebräuchlicher noch unter uns sind die frischen Pfirschblüthen (Flores persicae) nämlich die Blumenblätter mit dem daran hängenden Kelche. Ihr starker, duftender Geruch und ihr bittrer Geschmack verräth den inwohnenden Stoff der bittern Mandeln in hohem Grade. Man pflegt eine halbe Unze der frischen Blüthen oder ein Quentchen der trocknen im Aufgusse zu nehmen, als eine wurmtreibende Purganz mit vielem Erfolge. Sie erregen größtentheils wässerige Stühle und in großer Gabe auch Erbrechen. Auch zur Konserve oder zum Sirup bereitet, äußern sie die Eigenschaft, Spuhlwürmer und Bandwürmer abzutreiben. Eine schon alte, von den Neuern nur bestätigte Erscheinung.

Was die Alten von ihrer Kraft, Verstopfungen der Eingeweide des Unterleibes und des Gekröses zu heben, gerühmt haben, verdient Bestätigung.

Unbedeutend ist das aus der Rinde der Pfirschbäume dringende Gummi (Gummi Persicae) und an Eigenschaften dem Gummi der Kirsch- und Mandelbäume gleich.

Das aus den Pfirschkernen gepreßte Oel scheint ebenfalls wenig oder nichts vor dem Mandelöle im voraus zu haben, ob man es gleich äußerlich eingetröpfelt gegen Ohrsausen und Taubheit gerühmt hat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 204-205.
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