Pflaumenkirsche

[207] Pflaumenkirsche, Prunus domestica, L. [Blackwell, herb. tab. 309.] mit gewöhnlich einzelnen Blumenstielen, eirund lanzetförmigen, (in den Knospen)[207] einwärts gerollten Blättern, und stachellosen Aesten, ein bekannter Obstbaum, von dessen vielfachen Abarten vorzüglich folgende zu Arzneimitteln geschätzt werden.

1) Die große Damascenerpflaume von Tours [Prunus dom. Damascena L. Mayer Pomona francon. tab. 3. f. 2.] Pruna damascena majora, mit großer, eiförmiger, süßer, schwarzvioletter Frucht, welche im Erndemonat reift und selten in Offizinen angetroffen wird.

2) Die Katharinenpflaume [Mayer, pom. fr. tab. 17. fig. 32.] Pruna Catharinae, mit hellwachsgelben, mittelgroßen, länglichten Früchten, welche mit einem weißen Staube bedeckt sind und im Herbstmonate reifen.

3) Die Prunellen, oder weiße Perdrigon [Prunus dom. brignola, L. Mayer, pom. franc. tab. 15. f. 27.] Pruna brignolensia, Pruneolae, mit eirunder, gelblichter, mit Roth gemischter Frucht, welche im Erndemonat reift, und abgeschält und entkernt in Schachteln oder Körben, den Feigen gleich trocken zu uns geschickt werden, unter dem Namen Prunellen, aus Provence, vom Rhein und aus Franken.

4) Die gewöhnlichen dunkelblauen Pflaumen oder Zwetschen unsrer Gärten, (pruna nostratia) welche in einigen Ländern pruna gallica, pruna damascena, pruna damascena minora genannt werden.

Ueberhaupt nennt man diejenigen Früchte dieser Art im südlichen und östlichen Deutschland Pflaumen, (prunes) deren Kerne sich nicht vom Fleische lösen, Zwetschen (mirabelles) aber diejenigen, deren Kerne sich vom Fleische lösen. Zur erstern Art gehört die Katharinenpflaume, zu letzterer aber die drei übrigen genannten Sorten.

Man bedient sich der Pflaumen frisch zum diätetischen Genusse in hitzigen und Gallenfiebern, und der Brühe von den trocknen, gekochten zu gleicher Absicht vorzüglich bei Hartleibigkeit. In großer Menge genossen, schwächen sie den Darmkanal.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 207-208.
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