Preuselbeerheidel

[242] Preuselbeerheidel, Vaccinium Vitis idaea, L. [Zorn, pl. med. tab. 87.] mit geneigten Blüthentrauben am Ende der Zweige, und eirundlänglichten, an dem zurückgebognen Saume ganz glattrandigen, auf der Rückseite schwarzpunktirten[242] Blättern, ein niedriges, immergrünes Sträuchelchen auf Ebenen hoher Berge in dürren Fichten-Waldungen, welches bis in den Herbstmonat glockenförmig fleischroth blüht.

Die am Ende mit einem viertheiligen Nabel bezeichneten, glatten, karminrothen, säuerlich- und bitterherben Beeren (Baccae vitis idaeae) sind vor sich nicht wohlgenießbar. Man erhitzt sie über dem Feuer unter stetem Umrühren bis sie den Saft von sich geben und ins Sieden kommen. Sobald sie etwas musicht geworden, nimmt man sie vom Feuer und verwahrt sie in steinzeugnen Töpfen. Bei dem Genusse wird der nöthige gepülverte Zucker darunter gerührt (Baccae vitis idaeae conditae). An einigen Orten siedet man den ausgepreßten Saft der so gehitzten Beere zum Rhob ein. Beide dienen als ein vorzügliches Stärkungsmittel bei der Wiedergenesung aus hitzigen und Gallenfiebern, und in diesen Fiebern selbst als ein (nicht, wie andre Obstarten, schwächendes) schätzbares Kühlungsmittel.

Die Blätter sollen ähnliche Wirkungen als die der Sandbeerbärentraube (w.s.) besitzen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 242-243.
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