Pulsatillwindblume

[252] Pulsatillwindblume, Anemone Pulsatilla, L. [Zorn, pl. med. tab. 76.] mit doppelt gefiederten Blättern, an der Spitze zurückgerollten Blumenkronblättern, Blumenstielen mit einer Hülle und geschwänzten Samen, ein anderthalb Fuß hohes Kraut mit ausdauernder Wurzel auf sonnichten, dürren, unfruchtbaren, sandigen Stellen und Anhöhen mit Wald umgeben, wo sie im März und Aprill mit dunkelblauer, doch hellfarbiger und kleinerer Blume blüht, als die Küchenschellwindblume.

Unter beiden war blos die etwas schwächere Pulsatillwindblume den Alten als arzneilich bekannt. Ihre dicke, lange, oft in mehrere Köpfe getheilte, schwarze Wurzel (Rad. Pulsatillae vulgaris, Nolae culinariae) von bitterlichem, zuletzt sehr beißendem, stechendem Geschmacke hielten sie für schwächer als die Blätter, und fanden sie im frischen Zustande Speichel erregend, und trocken, Nießen erregend. Sie hielten sie für dienlich in bösartigen Fiebern. Die, zwischen den Fingern gerieben, einen scharfen, beißenden Geruch verbreitenden, höchst brennend schmeckenden Blätter (Fol. Pulsatillae vulgaris, Nolae culinariae), deren Kraft gewiß auf demselben brennbaren Salze, wie die der Küchenschellwindblume beruht, sahen sie, äußerlich aufgelegt, Blasen ziehen, und im kalten Brande, in faulen Geschwüren und bei Warzen und Muttermählern hülfreich, das destillirte Wasser aber im Scharbock, (bei sogenannten bösen Säften) und bei dem der Wassersucht nahen viertägigen Wechselfieber. Es soll auch Erbrechen erregen. Die dunkelblauen, grünfärbenden Blumenblätter sollen ähnliche Kräfte besitzen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 252.
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