Quittenblattstorax

[25] Quittenblattstorax, Styrax officinale, L. [Zorn, pl. med. tab. 304] mit elliptischen, glattrandigen, unten wolligen Blättern, und einfachen Blumentrauben, ein im Oriente, auf den Inseln des Archipelagus, in Italien und im südlichen Frankreich einheimischer Baum, aus dessen Rinde durch künstliche Einschnitte ein balsamisches Harz mit Nahmen Storax fließt, wovon man drei Sorten zählt, welche allesammt aus der Levante über Marseille kommen.

Der eigentliche Storax in Körnern (Storax in granis) wird nur als Seltenheit noch hie und da gezeigt, aus kleinen, weißlichten, hellen durchsichtigen Stückchen von der Größe einer Erbse zusammengesetzt, von sehr angenehm duftendem Geruche; etwas zwischen den Fingern gedrückt zerfließt er.

Der Storax in Stücken (Storax in massis, auch wohl granulata und in granis genannt) wird in Stücken von verschiedener Größe, gewöhnlich in Blasen eingeschlossen zu uns gebracht, doch wegen des hohen Preises selten. Er ist aus gelben, braunen und weißen Stückchen zusammengeflossen, glänzend, zähe, leicht zerfließend, von sehr angenehmen, dem Peru- und Mechabalsam ähnlichem Geruche, und gewürzhaft balsamischem lieblichem Geschmacke. Bei der trocknen Destillation erhält man außer einem Neuntel an ätherischem, durchdringendem Oele, auch ein Achtel flüchtiges, saures Salz den Benzoeblumen ähnlich. Man wählt das von obbeschriebener Güte, welches so wenig als möglich an den Fingern hängen bleibt.

Der gemeine Storax (Storax vulgaris, auch wohl, unrichtig, Storax calamita, besser Scobs storacina genannt) besteht aus sehr großen, hellbraunen Klumpen, die wie Torf oder Lohkuchen aussehen, unstreitig der Ueberrest von der Auspressung eines flüssigen, storaxähnlichen Balsams (etwa des flüssigen Ambers, oder wie Wiegleb will, des Perubalsams?) aus einem zerkleinten Holze; Späne mit einer balsamartigen Materie durchdrungen, und mit Sand und andern Unreinigkeiten vermischt. Zwischen den Fingern gedrückt, müssen die Theile wieder zusammenkleben, durch Pressen zwischen zwei heißen Platten ein flüssiges, braunes, nach Storax riechendes Harz von sich geben, und mit Weingeist eine Tinktur ausziehen lassen, die den Geruch der übrigen Storaxsorten an Wohlgeruch übertrifft.

Aber man erhält ihn seit einiger Zeit von weit geringerm Gehalte; er hat den Zusammenhang, den guten Geruch nicht mehr.[25]

Die Alten bedienten sich des Storax in Massen innerlich gegen katarrhalische Brust- und Halsbeschwerden; jetzt wird er fast gar nicht zu dieser Absicht mehr gebraucht, wohl aber zum Räuchern kalter Geschwülste und zu äußern Mitteln (Pflastern und Salben) welche die Vernarbung der Geschwüre befördern sollen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 25-26.
Lizenz: