Raukekohl

[35] Raukekohl, Brassica Eruca, L. [Blackwell herb. tab. 242.] mit schwerdförmigem Griffel, leierförmigen Blättern, rauchhaarigem Stengel und glatten Schoten, ein im Walliserlande einheimisches, bis drei Fuß hohes Sommergewächs unsrer Gärten, welches steinichte Plätze und Schutthaufen liebt, und blaulicht weiße und schwarz gestreifte Blumen trägt.

Die zarten, glatten Blätter (Fol. Erucae), welche kleiner als die Blätter des Weißsenfs, von starkem widrigem Geruche, und von eigenthümlichen, brennendem Geschmacke sind, werden von den Italienern sehr in Sallaten geschätzt. Ihr allzu häufiger Genuß erregt Kopfweh; doch sind sie in Krankheiten von kalter, schleimiger Natur, in Magenschwäche, Wassersucht, Scharbock und in langwierigen Kinderhusten dienlich befunden worden; ob sie wirklich den Geschlechtstrieb erregen, ist unentschieden.

Die gelben Samen (Sem. Erucae sativae), welche gelb, größer als der Samen des weißen Senfs, (der oft in Deutschland den Nahmen Sem. Erucae führt, und statt jenes gebraucht wird), und weniger rund sind, haben einen etwas widrigen Geruch, und einen eigenthümlichen, brennenden Geschmack. Man bedient sich ihrer, vorzüglich im Elsaß, in der Schweitz, Frankreich und Italien bei kalter Magenschwäche, bei Impotenz und Scharbock. Man hält sie für Harn und Monatzeit treibend und läßt sie als Verhütungsmittel des Schlagflusses kauen, wo sie dann den Speichel häufig erregen. Den Nachtigallen giebt man ihn zu fressen, um sie zum Singen anzureitzen.

Samen und Blätter sind starke Reitzmittel, welche gallenreichen, trocknen Körpern mit straffer Faser nachtheilig sind.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 35.
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