Roßkestenäschel

[71] Roßkestenäschel, Aesculus Hippocastanum, L. [Zorn, pl. med. tab. 97] ein ehedem im nördlichen Asien einheimischer, jezt bei uns auf etwas feuchtem Boden eingewohnter bekannter, schnellwachsender Baum, welcher mit weißen, rosenfarbig fleckigen, ausgebreiteten Blumen und sieben Staubfäden im Mai und Juny blüht.

Die von weder allzu alten, noch zu jungen Zweigen genommene, und von dem leicht daran hängen bleibenden Splinte befreite Rinde (Cort. Hippocastani) besitzt einen bittern und zusammenziehenden Geschmack, und hat sich Wechselfiebern nicht unhülfreich bewiesen, nach vielen damit angestellten Versuchen zu vierzig Gran in Pulver oder zu einem Skrupel des bei mäßiger Hitze bereiteten Extraktes gegeben. Doch scheint sie eine andre, eigenthümlichere, bisher noch unbekannte Heilkraft zu besitzen, vermuthlich gegen krampfhafte Engbrüstigkeit, da sie vor sich der gleichen zu erregen pflegt und auch die Samen bei dampfenden Pferden sich hülfreich erwiesen haben. Die Samen sind, gepülvert, ein Niesemittel, und haben auch andern ökonomischen Nutzen, zur Nahrung der Schafe, Ziegen und Rinder, zum Bleichen der Leinewand, zu Stärkemehl u.s.w.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 71.
Lizenz: