Rundblattsonnenthau

[80] [80] Rundblattsonnenthau, Drosera rotundifolia, L. [Zorn, pl. med. tab. 470] mit wurzelnden Blumenschäften, und rundscheibigen Blättern, ein etwa sechs Zoll hohes Kraut mit perennirender Wurzel auf Sümpfen und zwischen dem Sumpftorfmoose (sphagnum palustre) auf Torfmooren, welches im July weiß blüht.

Die zwei Linien langen, runden, hohlen, gelbgrünen, glatten Blätter (hb. Roris folis, Rorellae) sind mit krausen purpurrothen Haaren am Rande und in der Mitten besetzt, an denen fast immer feine Tröpfchen einer zähen Feuchtigkeit, wie Thau, selbst bei trocknem Wetter hängen, die sich in weiße, seidenartige Fäden ziehen läßt. Die Blätter sind geruchlos, aber von bitterlich säuerlichem und schärflichem etwas zusammenziehendem Geschmacke, welcher beim Trocknen fast gänzlich vergeht. Im frischen Zustande ziehn sie auf der Haut Blasen, und beitzen Hüneraugen und Warzen weg. Man hält sie beim innerlichen Gebrauche für Schleim zertheilend, und in Lungensucht, bei Katarrhen, bei Wassersucht, bei Augenentzündungen und gegen Unfruchtbarkeit dienlich; Behauptungen, die vielen Beweises bedürfen. Man hat sie auch auf die Handwurzel gegen Wechselfieber gelegt; ein unsichrer Rath. Ihre Schärfe scheint bei der Destillation mit Wasser überzugehen, und ihre wahren Kräfte noch unbekannt zu seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 80-81.
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