Schafgarbe

[143] Schafgarbe, Achillea Millesolium, [Zorn, pl. med. tab. 29] mit zusammengesetzten Blumen und zwiefach gefiederten, glatten Blättern, deren Zäckchen an den Blättchen gleich breit sind, ein etwa Schuh hohes Kraut mit perennirender Wurzel auf Ackerrainen, an den erhöheten Rändern der Wiesen und hüglichten Weiden, welches vom Juny an weiß oder hellröthlich blüht.

Das Kraut hat einen schwachen, dem Schimmel ähnlichen Geruch, und einen bitterlichen, etwas adstringirenden, entfernt aromatischen Geschmack, die gebräuchlichern blühenden Krautspitzen (Summitates Millefolii) hingegen einen (vorzüglich beim Reiben zwischen den Fingern) weit lieblichern Geruch, und bitterlichen, etwas hitzigen kampherartig aromatischen Geschmack, der beim Trocknen etwas beißend wird. Die getrockneten Blumen geben in der wässerigen Destillation etwa 1/448 an ätherischem, sehr kräftigem Oele, welches gelb, grün, oder blau an Farbe ist. Man schreibt den Blumen eine krampfstillende Kraft, dem Kraute aber eine stärkende, Blutstillende zu, bei äusserlichen und innern Blutflüssen. Leztere Kraft ist schon deswegen wahrscheinlich (bedingungsweise), da dieses Kraut schon vor sich Blutflüsse, Blutharnen, Nasenbluten u.s.w. zu erregen pflegt. Der gemeine Mann bedient sich des frisch aus gepreßten Saftes innerlich und äußerlich, die Aerzte aber (selten) des Aufgusses der Krautspitzen. Allerdings verdiente dieses Kraut eine sorgfältigere Prüfung und Achtung, als die Lüsternheit unsers Zeitalters nach modischen neuen Mitteln zu erlauben scheint.

Es ist zu untersuchen, was man davon in einigen Arten der Fallsucht, der Zahnschmerzen, der Nachtripper, des weißen Flusses zu erwarten habe, und was es auf das Drüsensystem wirke.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 143.
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