Scharlachhundsruthe

[146] Scharlachhundsruthe, Cynomorium coccineum, L. [Michel. Gen. nov. plant. tab. 12] mit schwammichtem Stengel und zylindrischen Blüthenkätzchen, eine Schmarozerpflanze in Italien, auf Maltha, und Gozo, in der Barbarei, auf Sicilien und Jamaika am Meerstrande, wo ihre Wurzel an den Wurzeln der Gebermyrte, der Mastixpistazie, der Meerportulakmelte und andrer Sträucher festsitzt, und nur die Lebensdauer von wenigen Monaten hat, im November entsteht und im Mai vergeht.

Dies aus einem einzigen spannlangen, oben verdickten Schafte, ohne Aeste und Blätter, bestehende Gewächs, welches, im frischen Zustande, fleischig, mit einem blutrothen Safte angefüllt, glatt und mit weißen Schuppen bedeckt ist, bildet getrocknet sechs Zoll lange, gewundene, tiefgefurchte, kleinen Fingers dicke, äußerlich schwärzlicht rothe, innerlich gelbröthliche Stengel, den unrichtig sogenannten Mastheserschwamm (Fungus melitensis), von salzig bitterlichem, zusammenziehendem Geschmacke, und ohne Geruch.

Aeltere Beobachter haben diese Drogue (mit übertriebnen Lobsprüchen?) fast für spezifisch in Hemmung der Blutflüsse, ausserdem für sehr dienlich in Durchfällen, alten Geschwüren, Mundfäule, u.s.w. gehalten, aber noch nicht gezeigt, welchen Vorzug sie vor andern adstringirenden Gewächsen in diesen Uebeln voraus habe. Sie kömmt selten in den Handel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 146.
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