Schwarzwurzchristoffel

[179] Schwarzwurzchristoffel, Actaea spicata, L. [Zorn, pl. med. tab. 176.] mit eiförmiger Blumentraube und beerenartiger Frucht, ein zwei bis drei Fuß hohes Kraut mit mehrjähriger Wurzel in dunkeln, bergichten Hainen, wo es im Mai und Juny blüht, mit schnell vergänglichen, weißen, rhomboidalischen, oben und unten spitzigen Blumenblättern.

Die dickliche, gegliederte, holzige, innerlich buchsbaumgelbe, äußerlich schwarze Wurzel (Rad. Christophoriana, Aconiti racemosi) ist betrüglicher Weise, wie man versichert, ehedem zu vielen Zentnern in der Gegend von Bahlingen und Tuttlingen in Schwaben gegraben, und an die Apotheker für Schwarzchristwurzel[179] verkauft worden; eben so in Frankreich. Daß sie von heftiger Wirkung seyn müsse, erhellet schon daraus, daß die schwarzen Beeren mehrmahls mit Gefahr genossen worden, auch unter Verstandesverwirrung den Tod verursacht haben. Bei dem Extracte ist es nicht zu verwundern, daß es zu 12 Gran nur Erbrechen und Purgiren erregt hat, da durch die Kochhitze schon die meisten wirksamen Theile verjagt worden. In ältern Zeiten ist sie gegen Engbrüstigkeit und Skropheln als Hausmittel innerlich gegeben, äußerlich aber im Absude gegen Krätzausschläge und Kopfungeziefer mit Nutzen gebraucht worden, eine Kraft, die schon allein auf heftige, nicht gleichgültige Wirkungen schließen läßt, die aber noch im Dunkeln liegen. Der Saft der Beeren soll mit Alaun gesotten eine Art Dinte geben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 179-180.
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