Seidenraupe

[198] Seidenraupe, die bekannte Raupe des Nachtfalters Phalaena (Bombyx) mori. L. [Iohnst. Ins. tab. 22.] ohne Zunge, mit blassen (zurückgebogenen) Flügeln, auf denen sich drei blaßbraune Striefen und ein halbmondförmiger Fleck befinden, welche in Coma und Persien auf dem Weißmaulbeerbaume zu Hause ist, und in Europa in Häusern gezogen wird. Sie häutet sich viermahl in 28 Tagen und spinnt sich in ein eiförmiges Gespinnst, worin sie als braune Puppe 28 Tage bis zu ihrer Vervollkommung als Nachtfalter liegt, welcher sein Gespinnst durchbohrt, und nach dem Auskriechen noch vier Tage lebt, binnen welchen er sich begattet und 514 bis 516 Eier legt.

Das Gespinnst (Folliculi Serici s. Bombycis, Coccons) besteht aus einem äussern lockern Wesen (Floretseide), dann folgt die eigentliche Seide, ein Faden 700 bis 900 Fuß lang von 21/2 Gran Schwere, und die innere papierartige Wand ist die Watte. Das flüchtige Ammoniaksalz und der flüchtig alkalische Geist, den die Seide und die Seidenkokkons in größerer Menge als irgend eine bekannte Substanz bei der trocknen Destillation von sich geben, sind in ältern Zeiten (unter dem Nahmen Guttae anglicanae) in Schlafsucht, Hysterie und bösartigen Fiebern sehr hoch gehalten[198] worden, ungeachtet beide von dem ungleich wohlfeilern Hirschhornsalze und Hirschhorngeiste an Wesen und Kräften nicht im mindesten abweichen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 198-199.
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